Romosozumab: Neuer Antikörper erhöht Knochendichte

Portland – Der Antikörper Romosozumab, der das Signalprotein für den Knochenabbau Sclerostin im Knochen ausschaltet, hat in einer Phase-II-Studie die Knochendichte von osteoporotischen Patientinnen besser gesteigert als zugelassene Medikamente. Die Publikation wird im New England Journal of Medicine (NEJM 2014; 370: 412-20) als „potenzieller Durchbruch“ bezeichnet, obwohl der Einfluss auf das Knochenbruchrisiko unklar ist.
Das Glykoprotein Sclerostin wird von Osteozyten freigesetzt. Es hemmt die Aktivität der Osteoblasten. Osteologen beschreiben die Wirkung von Sclerostin als Bremssignal für die Regeneration des Knochens. Fehlt die „Bremse“, wird vermehrt Knochen aufgebaut. Dies hat bei der seltenen Van-Buchem-Krankheit, bei der das Sclerostin-Gen ausgefallen ist, eine skurrile Verdickung der kortikalen Knochenanteile zur Folge (Hyperostosis corticalis generalisata).
Sie soll die Betroffenen vor Knochenbrüchen schützen. Bei Patienten mit Osteoporose könnte eine Blockade von Sclerostin ebenfalls das Knochenwachstum steigern. Ein humanisierter Antikörper mit eben dieser Wirkung befindet sich derzeit in der klinischen Entwicklung.
Das Oregon Osteoporosis Center in Portland hat den Antikörper Romosozumab im Auftrag der Firmen Amgen und UCB Pharma in einer Phase-II-Studie an 419 postmenopausalen Frauen im Alter zwischen 55 und 85 Jahren untersucht, bei denen die Knochendichtemessung eine Osteoporose angezeigt hat.
Die Teilnehmer wurden auf fünf unterschiedliche Dosierungen von Romosozumab oder eine Therapie mit dem Bisphosphonat Alendronat, dem Parathormon-Fragment Teriparatid oder Placebo randomisiert. Primärer Endpunkt war die Veränderung der Knochendichte in der Lumbalwirbelsäule nach 12 Monaten.
Wie Michael McClung und Mitarbeiter berichten, stieg die Knochendichte in der Lendenwirbelsäule unter der höchsten Dosierung von Romosozumab (210 mg, einmal monatlich) um 11,3 Prozent und stellte damit die Wirkung von Alendronat (plus 4,1 Prozent) und Teriparatid (plus 7,1 Prozent) in den Schatten. Der Gewinn an Knochenmasse mit Romosozumab fiel in der Hüfte (plus 4,1 Prozent) und im Femurhals (plus 3,7 Prozent) etwas geringer aus, war jedoch auch hier stärker als bei den Konkurrenzmedikamenten.
Im Bereich des distalen Radius wurde mit keinem Mittel eine Verstärkung des Knochens erzielt. Die Laborparameter zeigen, dass es zu Beginn der Therapie zu einem anabolen Effekt kommt, später scheint die Zunahme der Knochendichte durch eine Hemmung der Knochenresorption angetrieben zu werden.
Relevante Sicherheitssignale sind bisher nicht aufgetreten. Der Antikörper scheint gut verträglich zu sein. Die Editorialistin Carolyn Becker vom Brigham and Women’s Hospital in Boston führt das darauf zurück, dass Sclerostin nur im Knochen gebildet wird. Ob die Behandlung die Frauen später auch vor Knochenbrüchen schützt, ist derzeit Gegenstand einer Phase III-Studie mit 4.000 Patientinnen, an der auch mehrere deutsche Kliniken teilnehmen. Ergebnisse werden für Anfang 2017 erwartet.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: