Medizin

RSV: Oraler Wirkstoff blockiert Atemwegsinfektion

  • Donnerstag, 21. August 2014

Memphis – Der Fusions-Inhibitor GS-5806, der erste Wirkstoff zur Behandlung einer manifesten Infektion mit dem Respira­torischen Syncytial Virus (RSV), hat in einer Phase 2-Studie die Viruslast bei erwachsenen Probanden gesenkt und die Symptome gelindert, wie die jetzt im New England Journal of Medicine publizierten Ergebnisse (2014; 371: 711-22) zeigen.

Die Bedeutung des RS-Virus wird häufig unterschätzt. Es ist nicht nur die häufigste Ursache von Bronchiolitis und Pneumonie im ersten Lebensjahr. Auch für Senioren und Menschen mit Immunschwäche können RSV-Infektionen durchaus gefährlich werden. Besonders gefährdet sind Patienten nach einer hämatopoetischen Stammzelltrans­plantation oder solche mit kardialen oder pulmonalen Grunderkrankungen.

Sie sind einer Infektion mit dem Virus derzeit schutzlos ausgeliefert. Eine inhalative Behandlung mit Ribavirin ist zwar in den USA offiziell zugelassen, ihre Wirksamkeit ist jedoch fraglich. Der monoklonale Antikörper Palivizumab ist nur für den präventiven Einsatz bei Frühgeborenen sowie für Kinder unter 2 Jahren mit bronchopulmonaler Dysplasie oder angeborenen Herzfehlern zugelassen. Es besteht deshalb ein Bedarf an effektiven Virustatika.

Einer der ersten direkt wirksamen Wirkstoffe ist GS-5806 von der Firma Gilead. Das Mittel hemmt die Fusion der Virushülle mit der Zellmembran der Atemwegsepithelien und verhindert auf diese Weise die Ausbreitung der Viren. Nachdem der neue oral verfügbare Wirkstoff sich in einer Phase 1-Studie als sicher erwiesen hat, wurde eine Phase 2-Studie zur Bestimmung der optimalen Dosis durchgeführt.

In der Quarantäne-Station des Le Bonheur Children's Hospital in Memphis/Tennessee wurden insgesamt 140 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18 und 45 Jahren intranasal mit dem RS-Virus infiziert. Danach wurden sie über 12 Tage überwacht. Sobald sie RSV-positiv waren (beziehungsweise fünf Tage nach der Inokulation, je nachdem, was zuerst eintraf), wurden die Patienten nacheinander in sieben Kohorten randomisiert. Dabei wurden verschiedene Dosierungsschemata jeweils mit Placebo verglichen.

Schon in den ersten vier Kohorten erzielte GS-5806 eine vielversprechende Wirkung (die in den folgenden Kohorten nicht wesentlich verbessert werden konnte). Wie John DeVincenzo von der Universität von Tennessee in Memphis und Mitarbeiter berichten, reduzierte GS-5806 nicht nur die Viruslast – nach Angaben des Herstellers um mehr als 99 Prozent. Die Patienten produzierten auch weniger Schleim (6,9 g verglichen mit 15,1 g in den fünf Tagen nach der ersten Dosis) und sie gaben in einem Symptom-Tagebuch deutlich weniger Beschwerden wie verstopfte Nase, Husten oder Halsschmerzen an.

Da es wie in der Phase 1-Studie zu keinen schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen kam, konnte der Hersteller bereits mit einer Folgestudie beginnen, an der derzeit 200 Patienten teilnehmen, die mit Symptomen einer schweren RSV-Infektion hospitalisiert wurden.

dpa

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