5 Fragen an...

„Die Ärzte nehmen das Ergebnis der Volksabstimmung mit Sorge zur Kenntnis“

  • Freitag, 14. Februar 2014

Bern – Mit einer Mehrheit von nur rund 19.500 Stimmen haben sich die Schweizer Wähler am vergangenen Sonntag für die Initiative „Gegen Masseneinwanderung“ ausgesprochen. Die rechtskonservative Schweizerische Volkspartei hatte sie auf den Weg gebracht.

Wenn die Regierung diese Entscheidung umsetzt, wird dies voraussichtlich vor allem Bürger der Europäischen Union treffen. Sie können bislang ohne spezielle Genehmigung in die Schweiz ziehen, wenn sie dort eine Arbeitsstelle haben. Allerdings gab es in der Volksentscheidung keine konkrete Zahl dafür, wie hoch – oder niedrig – die Zuwan­derung künftig sein soll.

Das Deutsche Ärzteblatt fragte den Präsidenten der „Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte - FMH“, Jürg Schlup, nach den Auswirkungen auf das Gesundheits­system. Die FMH ist der Dachverband von mehr als 70 Ärzteorganisationen und vertritt rund 95 Prozent der in der Schweiz berufstätigen Ärzte.

Uploaded: 14.02.2014 16:04:00 by mis
Jürg Schlup

5 Fragen an Jürg Schlup, Präsident der „Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte - FMH“

DÄ: Wie bewerten sie die Volksentscheidung – besorgt oder eher gelassen?
Jürg Schlup: Die FMH nimmt das Ergebnis der Volksabstimmung mit Sorge zur Kenntnis, besonders angesichts des bestehenden Ärztemangels. Jetzt gilt es abzuwarten, wie die Initiative konkret umgesetzt wird.

DÄ: Wie stark ist das schweizerische Gesundheitswesen auf Ärzte und Pflegekräfte aus dem Ausland ange­wiesen?
Jürg Schlup: Die medizinischen Einrichtungen und Institutionen in der Schweiz sind stark auf ausländische Ärzte und Pflegende angewiesen, ein Drittel aller hierzulande tätigen Gesundheitsfach­kräfte stammt aus dem Ausland. Sie leisten einen wichtigen und unverzichtbaren Beitrag zur qualitativ hochstehenden medizinischen Versorgung in der Schweiz – und ihre Bedeu­tung dürfte durch die demografische Entwicklung weiter zunehmen.

DÄ: Haben Sie Sorge, dass die Entscheidung den Ärztemangel verstärken könnte?
Jürg Schlup: Ja, diese Sorge ist berechtigt. Die geplanten Zuwanderungs-Kontingente dürften die Rekrutierung von Ärzten künftig erschweren, um den absehbar zunehmenden Bedarf decken zu können. Dies würde die bewährte Gesundheitsversorgung in der Schweiz ungünstig beeinflussen.

DÄ: Betrifft die Entscheidung auch deutsche Ärzte, die bereits in der Schweiz arbeiten?
Jürg Schlup: Dies lässt sich noch nicht mit abschließender Sicherheit sagen und hängt von der konkreten Umsetzung der Entscheidung ab. Die FMH wird sich in jedem Fall für die in der Schweiz berufstätigen deutschen Ärztinnen und Ärzte einsetzen!

DÄ: Was wird die FMH jetzt unternehmen?
Jürg Schlup: Neben dem Einsatz für die Kollegen mit ausländischem Diplom setzt sich die FMH für eine vernünftige Ausgestaltung der gesetzlichen Bestimmungen und für verbesserte Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem ein. Dazu gehören beispiels­weise die Förderung von Teilzeitmodellen für den ärztlichen Nachwuchs, die Reinte­gration von Aussteigerinnen oder die Delegation von ärztlichen Leistungen an andere Gesundheitsfachberufe.

hil

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