5 Fragen an...

„Es ist sehr gut zu sehen, dass wir in der Lage sind, patientenzentrierte Technologien schnell umzusetzen“

  • Freitag, 23. Oktober 2020

Berlin – Zum 1. Oktober 2020 wurden neue Leistungen in den Einheitlichen Bewertungs­maßstab (EBM) aufgenommen, welche die Abrechnungsmöglichkeiten von Telekonsilien deutlich ausweiten. Nun können Ärzte, Psychotherapeuten und Zahnärzte bei komplexen fachlichen Fragestellungen leichter einen ambulant oder stationär tätigen Kollegen digital zu Rate ziehen – auch ein Videokonsilium, an dem der betreffende Patient teilnimmt, ist möglich.

Das solche Angebote gerade in Pandemiezeiten sinnvoll sind, zeigt das Beispiel des Projektes ERIC der Berliner Charité. Dazu befragte das Deutsche Ärzteblatt (DÄ) Claudia Spies.

Claudia Spies, Ärztliche Centrumsleitung CC 7, Direktorin Klinik für Anästhesiologie m.S. operative Intensivmedizin an der Charité Berlin. /Charité – Universitätsmedizin Berlin
Professor Dr. med. Claudia Spies, Ärztliche Centrumsleitung CC 7, Direktorin Klinik für Anästhesiologie m.S. operative Intensivmedizin an der Charité Berlin. /Charité – Universitätsmedizin Berlin

5 Fragen an Claudia Spies, Ärztliche Centrumsleitung CC 7, Direktorin Klinik für Anästhe­siologie m.S. operative Intensivmedizin an der Charité Berlin.

DÄ: Die Coronakrise hat generell dazu geführt, dass telemedizinische und digitale Ansätze stärker genutzt wurden bzw. werden – wie bewerten Sie diese Entwick­lung grundsätzlich?
Claudia Spies: Deutschland ist in der Digitalisierung der Medizin nicht an der Weltspitze, aber bewegt sich vorwärts. Die Coronapandemie hat von 3-D-Druckern bis hin zu telemedizinischen Applikationen diesen Weg beschleunigt – es ist sehr gut zu sehen, dass wir in der Lage sind, patientenzentrierte Technologien schnell umzusetzen.

DÄ: Könnten Sie das von ihrem Team konzipierte Modell kurz skizzieren?
Spies: Im Rahmen des Innfondsprojekts ERIC haben wir bereits eine Tele-Intensivstation etabliert. Wir konnten dem Berliner Senat mit der SAVE-Berlin@COVID-19 Strategie eine telemedizinische Versorgungsstruktur anbieten, um eine Überlastung in der Hauptstadt zu vermeiden und Wissenstransfer über 16 Krankenhäuser zu generieren. Das ist uns in der ersten Welle gelungen.

Formal handelt es sich um ein 24/7 Round-and-Response Team, das strukturiert und multiprofessionelle Beratung durchführt. Von Sedierung über antivirale COVID-Therapie bis zu pflegerischen Tipps für Bauchlagen ist alles dabei. Rückgrat unsere Visiten sind die DIVI-QIs.

DÄ: Hat sich dieser Ansatz im Versorgungsalltag bewährt?
Spies: Absolut. Im ERIC-Projekt hat sich gezeigt, dass Telemedizin in unserem Ansatz machbar und skalierbar ist. Insbesondere während der Pandemie trägt Telemedizin zu einer hohen Versorgungsqualität in der Breite bei.

DÄ: Ist geplant, das Modell zu verstetigen?
Spies: Das ERIC-Projekt befindet sich in der finalen Evaluationsphase und wir sind opti­mistisch, dass im Sinne der Patientinnen und Patienten mit unseren Kollegen weiter­führen zu können. Die sehr großen Investitionen in die Digitalisierung zur besseren Versorgung sollen letztlich bei allen Patienten ankommen und dort bleiben.

DÄ: Stimmen die Rahmenbedingungen für eine Fortführung oder müssten diese aus Ihrer Sicht noch angepasst werden?
Spies: Der Weg vom Innovationsfonds in die Routineversorgung ist ein komplexer Weg – für digitale Versorgungsformen ist aber die kontinuierliche Finanzierung wichtig. Sonst besteht die Gefahr, dass geschaffene Strukturen wieder verloren gehen.

aha

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