5 Fragen an...

„Wir müssen Studierenden die Begeisterung für den Arztberuf nahebringen“

  • Freitag, 13. Juni 2025

Freiburg – Martina Kadmon, Dekanin der Medizinischen Fakultät Augsburg und bisherige Vizepräsidentin des Medizinischen Fakultätentages (MFT), ist auf dem diesjährigen Ordentlichen Medizinischen Fakultätentag (oMFT) in Freiburg zur neuen MFT-Präsidentin gewählt worden. Sie ist die erste Frau in diesem Amt und folgt auf Matthias Frosch aus Würzburg.

Ihre thematischen Schwerpunkte innerhalb des MFT lagen bisher vor allem in den Bereichen Weiterentwicklung von Medizincurricula, kompetenzbasierte Ausbildung, vor allem auch im Praktischen Jahr, und in Studierendenauswahlverfahren. Das Deutsche Ärzteblatt sprach am Rande des oMFT mit ihr darüber, was sie sich als Präsidentin der Medizinischen Fakultäten in Deutschland für ihre Amtszeit vorgenommen hat.

Martina Kadmon /Steinhauer, MFT
Martina Kadmon /Steinhauer, MFT

5 Fragen an Martina Kadmon, Präsidentin des Medizinischen Fakultätentages

Frau Kadmon, Sie sind die erste MFT-Präsidentin und dafür bekannt, dass sie gerne gestalten und verändern. Wie wird sich das auf die Ausrichtung des MFT in den nächsten Jahren auswirken?
Ich werde meinen bisherigen Schwerpunkten treu bleiben, also insbesondere der Weiterentwicklung medizinischer Curricula, der kompetenzbasierten Lehre an Medizinischen Fakultäten, vor allem im Praktischen Jahr, der Qualifizierung von Lehrenden und Auswahl von Studierenden.

Ich werde mich aber darüber hinaus noch stärker, so wie ich das in den letzten Jahren auch schon an meiner eigenen Fakultät Augsburg gemacht habe, in Themen der Forschung und hier insbesondere der klinisch translationalen Forschung, der klinischen Registerforschung und der klinischen Prüfungen einbringen.

Mein Ziel ist es, Strukturen in der Universitätsmedizin zu stärken, die ein paralleles Ineinandergreifen von Lehre, Forschung und Patientenversorgung fördern. Damit dieses Ineinandergreifen gut funktionieren kann, ist mir die enge Zusammenarbeit mit dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) ein großes Anliegen.

Sie nannten die Lehre als Ihren bisherigen Schwerpunkt. Wird die Lehre an den Fakultäten unter Ihrer Führung noch an Bedeutung gewinnen?
Wie gesagt, werde ich die Themen, die mir bisher am Herzen lagen, auch weiterverfolgen. Wir stehen aktuell aufgrund der Engpässe in der medizinischen Versorgung und der Veränderungsprozesse, die mit dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) kommen, durchaus vor Herausforderungen, die besonders auch die Lehre betreffen.

Die klinische Lehre und Ausbildung an Medizinischen Fakultäten und Uniklinika müssen – gerade auch im Rahmen der anstehenden Veränderungen - ihre zentrale Bedeutung behalten. Erfahrungen in der klinischen Ausbildung – positiv wie negativ – bestimmen Karriereentscheidungen. Deshalb müssen wir Studierenden die Begeisterung für den Arztberuf nahebringen und sie auf dem hohen Niveau ausbilden, wie es heute in der Versorgung gebraucht wird.

Dabei geht es auch darum, Studierenden Gelegenheit zu geben, ihre Erfahrungen in verschiedenen Versorgungskontexten während des Studiums zu machen, sodass sie ihre Karriere planen können. Umgekehrt muss es darum gehen, schon während des Studiums diejenigen zu identifizieren, die für die zukünftigen Aufgaben der Universitätsmedizin geeignet erscheinen, und sie früh einzubinden durch wissenschaftliches Arbeiten, Blockpraktika, Promotionen etc.

Stichwort Medizinstudium: Eine Novelle der Ärztlichen Approbationsordnung (ÄApprO) liegt bereits seit einiger Zeit als Referentenentwurf im Bundesgesundheitsministerium (BMG), wird aber aufgrund ungeklärter Finanzierungsfragen zwischen Bund und Ländern nicht verabschiedet.  Medizinstudierende und Ärzteschaft fordern immer wieder ein Inkrafttreten der Reform, erst vor zwei Wochen beim 129. Deutschen Ärztetag in Leipzig. Für wie wahrscheinlich halten Sie eine baldige Umsetzung des Vorhabens und wie positionieren sich die medizinischen Fakultäten in diesem Schwebezustand?
Im Koalitionsvertrag ist verankert, dass die Ziele des Masterplans „weitergetragen“ werden, eine Umsetzung des Masterplans an sich findet sich aber nicht. Die Medizinischen Fakultäten befinden sich aktuell – begleitet durch den MFT – in einem umfassenden Diskussionsprozess bezüglich der Weiterentwicklung und Modernisierung des Medizinstudiums, auch ohne eine neue ÄApprO.

Die Themen, die für eine Modernisierung erforderlich sind, sind den Fakultäten bewusst, und viele entscheidende Weiterentwicklungen sind auch auf der Basis der aktuellen Rechtslage durchaus möglich und werden stringent verfolgt. Der Nationale kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) ist dabei ein ganz wichtiges Instrument der Fakultäten, das als inhaltliche Grundlage für die Reformen von großer Bedeutung ist. Gleichzeitig stellt er ein Rahmenwerk dar, das in der Zukunft eine kontinuierliche und bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Studiengänge möglich macht.

Neben der Lehre wollen Sie Ihr Augenmerk vor allem verstärkt auf die medizinische Forschung richten. Welcher Ansätze bedarf es aus Ihrer Sicht in nächster Zeit dringend, um den Forschungsstandort Deutschland zu stärken?
Die hohe Bedeutung einer starken biomedizinischen und translationalen Forschung für den Forschungsstandort Deutschland ist auch sehr sichtbar im Koalitionsvertrag verankert. Die Profilbildung in der Hochschulmedizin, Verbundforschung, translationale und klinische Forschung sollen gestärkt werden. Weitere Details fehlen, und jetzt ist es an den Medizinischen Fakultäten, diese Ziele konkret mit Leben zu füllen. In diese Aufgabe bringe ich mich während meiner Präsidentschaft ein.

Dazu gehören vor allem die Schaffung von Strukturen, die medizinische Forschung neben der immer komplexer werdenden Versorgung und Lehre ermöglichen, beispielsweise die Verstetigung von Forschungszeiten in Clinician-Scientist-Programmen, die Anerkennung von klinischer Forschung für die Facharztweiterbildung, die Stärkung der Rahmenbedingungen für klinische Prüfungen und die Schaffung von rechtlichen Grundlagen für die Nutzung von Gesundheitsdaten. 

Auch zahlreiche globale Herausforderungen betreffen die Medizinischen Fakultäten. Wie krisenresistent sind diese?
Eine ganz entscheidende Voraussetzung, um krisenresistent zu bleiben, sind internationale Beziehungen in medizinischer Forschung und Lehre. Klinisch tätige Ärztinnen und Ärzte, Forschende und Studierende ziehen einen großen Benefit von diesem Austausch, der karriereentscheidend sein kann.

Vor dem Hintergrund der aktuellen wissenschaftlichen Einschränkungen in den USA zeigt sich, wie wichtig es ist, dass wir als Universitätsmedizin dazu beitragen, die internationale Vernetzung in der Forschung zu unterstützen und uns dafür einzusetzen. Nicht zuletzt mit diesem Ziel hatten wir beim diesjährigen oMFT das Thema „Internationale Kooperationen der Universitätsmedizin: Globale Herausforderungen gemeinsam angehen“ auf der Agenda.

ER

Diskutieren Sie mit:

1

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Kommentare (1)

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung