1,2 Millionen Unterschriften für aktive Sterbehilfe in Italien gesammelt

Rom – Eine italienische Sterbehilfeinitiative hat binnen weniger Monate mehr als 1,2 Millionen Unterschriften gesammelt. Die Organisatoren sprachen gestern von einem „beispiellosen Erfolg“. Heute wollen sie die Listen beim Obersten Gerichtshof in Rom einreichen.
Die Initiative „Liberi fino alla fine“ (Frei bis zum Ende) fordert eine Freigabe aktiver Sterbehilfe, auch „Tötung auf Verlangen“ genannt. Artikel 579 des italienischen Strafgesetzbuchs sieht dafür bisher sechs bis 15 Jahre Freiheitsstrafe vor.
Bereits Mitte August war die Hürde von 500.000 Unterschriften überschritten worden. Damit ist eine wichtige Voraussetzung für ein landesweites Referendum erfüllt. Sollten keine verfassungsrechtlichen Bedenken vorliegen, dürften die Italiener Mitte 2022 zur Abstimmung gebeten werden.
Die im Parlament vertretenen Parteien konnten sich bislang in Sachen Sterbehilfe – trotz einer entsprechenden Aufforderung des Verfassungsgerichts – nicht auf eine tragfähige Lösung verständigen.
Während zahlreiche Prominente wie die populäre Influencerin und Modebloggerin Chiara Ferragni (34) eine Freigabe aktiver Sterbehilfe unterstützen, ist die katholische Kirche strikt dagegen. Italiens Bischofskonferenz äußerte sich mehrmals „sehr besorgt“ angesichts des nahenden Volksentscheids.
Auch der Vatikan sieht das Vorhaben sehr kritisch. In der Gesellschaft gehe mehr und mehr das Bewusstsein dafür verloren, dass Schwäche ein „elementarer Bestandteil“ der menschlichen Natur sei, warnte jüngst die Päpstliche Akademie für das Leben. Alles, was nicht in gewisser Weise vital oder effizient erscheine, werde als wertlos betrachtet und könne „eliminiert werden“.
Hinter der Initiative „Liberi fino alla fine“ steht die Bürgerrechtsorganisation Associazione Luca Coscioni. Der Name geht auf ihren inzwischen gestorbenen Gründer zurück: ein bekannter Politiker, der an der gleichen unheilbaren Nervenkrankheit (ALS) wie der britische Physiker Stephen Hawking litt.
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