Sterbehilfe: 750.000 Unterschriften für Initiative in Italien

Rom – Die italienische Sterbehilfeinitiative „Liberi fino alla fine“ (Frei bis zum Ende) kann immer mehr Unterstützer für sich gewinnen. Wie die Zeitung Corriere della Sera (heute) berichtet, haben sich mittlerweile mehr als 750.000 Menschen mit ihrer Unterschrift beteiligt.
Sie fordern eine Freigabe der aktiven Sterbehilfe („Tötung auf Verlangen“). Artikel 579 im italienischen Strafgesetzbuch sieht dafür bisher eine Freiheitsstrafe von sechs bis fünfzehn Jahren vor.
Erst Mitte August hatten die Initiatoren der Kampagne mitgeteilt, die Hürde von 500.000 Unterschriften überschritten zu haben. Damit wäre eine wichtige Voraussetzung für ein landesweites Referendum erfüllt. Der Kassationsgerichtshof wird darüber nach dem Stichtag am 30. September entscheiden.
„Wir sind zuversichtlich, dass wir bis dahin eine Million Unterschriften haben werden“, teilten die Organisatoren von „Liberi fino alla fine“ mit. Das bisher erzielte „außergewöhnliche Ergebnis“ zeige, wie wichtig die aufgeworfene Frage sei. Sowohl die Parteien als auch das Parlament hätten darauf keine zufriedenstellende Antwort gefunden.
Tatsächlich ist die Resonanz auf die neue Initiative eindrucksvoll. Sie hat in Italien eine lebhafte Debatte über das Thema aktive Sterbehilfe ausgelöst. Während zahlreiche Prominente wie die populäre Influencerin und Modebloggerin Chiara Ferragni (34) das Anliegen unterstützen, ist die katholische Kirche strikt dagegen. Die Italienische Bischofskonferenz äußerte sich mehrmals „sehr besorgt“ angesichts des nahenden Volksentscheids.
Paglia fordert einen „effektiven“ Dialog, um eine tragfähige Lösung zu finden. Die gegenwärtige „ideologische und spalterische“ Debatte führe nicht zum Ziel. Bei dem angestrebten Referendum handele es sich zwar um ein wichtiges Instrument demokratischer Willensbildung, räumte der Erzbischof ein. Das Thema Sterbehilfe sei jedoch derart komplex, dass eine einfache Abstimmung mit Ja oder Nein nicht ausreiche.
Hinter der Initiative „Liberi fino alla fine“ steht die Bürgerrechtsorganisation Associazione Luca Coscioni. Ihr Name geht auf den inzwischen gestorbenen Gründer zurück: ein bekannter Politiker, der an der gleichen unheilbaren Nervenkrankheit (ALS) wie der britische Physiker Stephen Hawking litt.
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