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23andme: US-Gentest-Firma will DNA-Daten nach Insolvenz verkaufen

  • Mittwoch, 2. April 2025
/picture alliance, Anadolu, Tayfun Coskun
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Sunnyvale – Nach der Insolvenz von 23andme hat die US-Gentest-Firma die rechtliche Erlaubnis erhalten, seine Vermögenswerte zu versteigern. Dazu gehöre auch die genetische Datenbank, die DNA-Informationen von rund 15 Millionen Menschen weltweit enthalte und auf der mehr als 250 wissenschaftliche Studien basierten, berichtete vorgestern Nature Medicine (DOI: 10.1038/d41586-025-01004-3).

Der Verkauf eines der weltweit größten Genomdatensätze bereitet nicht nur vielen Nutzerinnen und Nutzern, deren Genomdaten bei dem Unternehmen gespeichert sind, Sorge. Auch unter den mitarbeitenden Forschenden von 23andme herrscht Unsicherheit.

Zwar gestattet die aktuelle Datenschutzrichtlinie von 23andMe nicht, dass etwa Versicherungsunternehmen oder Strafverfolgungsbehörden Zugriff auf Kundendaten erhalten könnten. Das neue Unternehmen könnte aber „die Macht haben, die Datenerfassung auf eine Weise zu ändern, die die Nutzer nicht wünschen“, sagte die Bioethikerin Anya Prince von der University of Iowa in Iowa City Nature Medicine.

Der kalifornische Generalstaatsanwalt Rob Bonta erinnerte Kunden angesichts der Ungewissheit daran, dass sie die Löschung ihrer Daten verlangen könnten. Einige Generalstaatsanwälte in mehreren US-Bundesstaaten hatten zudem detaillierte Erläuterungen veröffentlicht, wie Verbraucher ihre Daten herunterladen und ihre 23andMe-Konten löschen können.

Die Server von 23andMe sollen nach der Insolvenzmitteilung zusammengebrochen sein, weil Nutzende massenhaft auf die Seite zugriffen und ihr Profil löschen wollten, schreibt die taz.

Es gibt aber auch jene, die darauf hoffen, dass ein neuer Eigentümer weiterhin Zugang zu den umfangreichen Daten gewähren könnte, um die genetischen Grundlagen bestimmter Merkmale zu erforschen.

„Wenn ein zukünftiger Käufer nicht an Forschungskooperationen interessiert ist, wäre es sehr schade, wenn das Potenzial dieser Daten für Fortschritte im Bereich der menschlichen Gesundheit nicht ausgeschöpft würde“, sagte die Genetikerin Rachel Freathy von der britischen Universität Exeter.

Niedergang eines Pioniers für Verbraucher-Gentests

23andme war ein Pionier der Gentests für Verbraucher: Kunden konnten DNA-Proben einschicken und eine Bewertung unter anderem zu Erbkrankheiten erhalten.

Ein Problem des Geschäftsmodells war, dass viele die Dienstleistung nur ein Mal in Anspruch nahmen. Versuche von 23andme, ein Abo-Geschäft aufzubauen oder in die Entwicklung von Medikamenten einzusteigen, waren nicht erfolgreich.

Im Oktober 2023 war zudem die Datenbank des Unternehmens gehackt worden. Die Daten von mehreren Millionen Kundinnen und Kunden landeten im Darknet. Eine Sammelklage führte zu einem Vergleich, der 23andme eine Zahlung von 30 Millionen Dollar kostete.

Am 23. März gab die 23andMe Holding Co. nun bekannt, dass es ein freiwilliges Insolvenzverfahren eingeleitet habe. Das erklärte Ziel sei, einen Verkaufsprozess zur Maximierung des Unternehmenswertes zu ermöglichen.

Noch in der Nacht der Insolvenzverkündung hatte die Mitgründerin und bisherige Chefin Anne Wojcicki bekräftigt, dass sie das Unternehmen kaufen und fortführen wolle. Doch unklar ist, ob sie den Zuschlag bekommt. Sie trat vom Chefposten zurück, um freie Hand zu haben. Zwei Übernahmeangebote von ihr waren bereits vom Verwaltungsrat der Firma abgelehnt worden.

gie/dpa

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