Ausland

Ärzte hoffen auf friedliche Lösung in Gambia

  • Freitag, 20. Januar 2017

Banjul/Tübingen – Die militärische Intervention in Gambia könnte das Gesundheits­sys­tem des westafrikanischen Kleinstaates vor große Probleme bei der Versorgung von Ver­letzten stellen. Das befürchtet Gisela Schneider, die Leiterin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm) mit Sitz in Tübingen. „Die medizinische Versorgung ist einer mili­tärischen Intervention mit Verletzten überhaupt nicht gewachsen“, sagte die Ärztin, die selbst jahrelang in Gambia ein Krankenhaus geleitet hat.

In der Nacht zum heutigen Freitag waren senegalesische Truppen ins benachbarte Gam­bia eingerückt, um den abgewählten Präsidenten Yahya Jammeh zum Rücktritt zu bewe­gen. Gestern war der Wahlsieger Adama Barrow in der Botschaft Gambias in der sene­ga­lesischen Hauptstadt Dakar auf sein Amt vereidigt worden.

Auch ohne Notfälle sei das Gesundheitssystem in dem gut zwei Millionen Einwohner großen Staat mit der „Routineversorgung sehr gefordert“, so Schneider weiter. „Gerade die chirurgische Versorgung ist schlecht. Auch die Anzahl der Ärzte und ausgebildeten Fachkräfte ist begrenzt.“ Häufig fehlten schon Röntgengeräte.

Mit Sorge sieht Schneider auch die Flüchtlingsströme in das Nachbarland Senegal. Dort­hin sind nach Einschätzung des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) mittler­wei­le mindestens 26.000 Menschen geflüchtet. Andere Schätzungen gehen von bis zu 50.000 Menschen aus. Dank der Großfamilien, die häufig sowohl in Gambia als auch im Senegal leben, sei eine Versorgung für einige Tage zwar sichergestellt. „Dauert es län­ger, dann braucht es aber eine zusätzliche Versorgung“, so Schneider. Problematisch könnte dann auch der Zugang zu Wasser und Toiletten werden.

In der gambischen Hauptstadt Banjul läuft derweil ein letztes Ultimatum der Westafrika­ni­schen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS gegen Jammeh. Bis Mittag hat der abge­wähl­te Präsident Zeit, doch noch seinen Rücktritt zu erklären. Die Verhandlungen mit ihm führt Guineas Präsident Alpha Conde. Bisher waren mehrere Gespräche von ECOWAS-Re­präsentanten gescheitert. Erste Soldaten hatten bereits gestern Abend die Grenzen überquert. Für die Verhandlungen wurde die Militärintervention allerdings unterbrochen.

Barrow hatte am 1. Dezember 2016 überraschend mit 43,29 Prozent der Stimmen ge­won­nen. Der bisherige Immobilienmakler wird international als neuer Präsident aner­kannt.

kna

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