Caritas international: 21 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe

Berlin – Das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, Caritas international, hat im vergangenen Jahr rund 21 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe bereitgestellt. Das berichtete der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, heute bei der Vorstellung des Jahresberichts des Hilfswerks in Berlin. Aus Spenden sowie öffentlichen und kirchlichen Zuwendungen habe Caritas international 2015 gut 85 Millionen Euro für Hilfsprojekte erhalten, 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Werbe- und Verwaltungskosten lagen Neher zufolge bei 7,9 Prozent.
Die Lage der Flüchtlinge in Südeuropa und in Syrien bildete den Schwerpunkt bei der Vorstellung des Jahresberichts. Zehntausende säßen seit der Schließung der Balkanroute in den Balkanländern, in Griechenland und Italien fest, zuweilen unter katastrophalen Zuständen, kritisierte Neher. Das Abkommen zwischen der Europäischen Union (EU) und der Türkei bewirke, wie politisch gewollt, dass kaum mehr Flüchtlinge über diesen Weg nach Europa gelangten. Das mitverhandelte Umverteilungssystem funktioniere aber nicht. „Es ist höchst bedenklich, dass in diesem Bereich noch immer keine europäische Lösung gefunden wurde“, kritisierte der Präsident des Caritasverbandes.
Die EU könne die Verantwortung dafür nicht einfach an Drittstaaten wie Libyen abschieben, indem sie ihnen großzügige finanzielle Anreize zur Grenzsicherung biete. „Wir dürfen es nicht autoritären Regierungen oder Repräsentanten politisch instabiler oder fast zerfallener Staaten überlassen, für uns die Kohlen aus dem Feuer zu holen“, sagte Neher. Die Staaten im Süden Europas seien mit der angemessenen Versorgung der Flüchtlinge zum Teil heillos überfordert. Sie benötigten mehr Unterstützung vonseiten der EU.
Neher forderte zudem eine klarere Trennung zwischen Flüchtlingen und Migranten, die in die EU kämen, um zu arbeiten. „Hier, wie auch bei der Fluchtproblematik, kann eine Abschottungspolitik nicht die Lösung sein“, meinte der Caritas-Präsident. Es müssten Möglichkeiten geschaffen werden, dass Menschen legal in Europa arbeiten könnten.
Humanitäre Hilfe darf nicht behindert werden
Der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, warnte vor einer humanitären Katastrophe im Süden Syriens, an der Grenze zu Jordanien. In den Lagern dort säßen derzeit Zehntausende Menschen fest, die vor den jüngsten militärischen Auseinandersetzungen geflohen seien. Die jordanische Regierung lasse humanitäre Hilfe aus Sicherheitsbedenken hier nur in kleinstem Maßstab zu. Müller forderte die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf die Konfliktparteien auszuüben, damit humanitäre Hilfe nicht mehr behindert wird.
Zudem müsse sie darauf hinwirken, dass es so rasch wie möglich zu einer tragfähigen Waffenruhe im Land komme. Humanitäre Hilfe müsse in allen Teilen des Landes ermöglicht werden. Damit müsse auch der Schutz humanitärer Helfer verbunden sein – „ein großes Problem dieser Tage“, sagte Müller. In der Vergangenheit habe es mehrfach Angriffe auf soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser gegeben. „Es ist an Perversion kaum zu überbieten, wenn Kampfjets Hospitäler mit Hunderten Zivilisten bombardieren und Ärzte um ihr Leben fürchten müssen, nur weil sie ihren Job machen, auf den sie zudem einen Eid geschworen haben“, betonte der Leiter von Caritas international.
Er führte die gestiegene Zahl der Angriffe auf Helfer und Hilfseinrichtungen unter anderem auf die neue Art von Konflikten zurück, deren Akteure humanitäre Prinzipien nicht mehr akzeptierten. „Der sogenannte Islamische Staat ist dafür das schlimmste und das beste Beispiel“, sagte Müller. Die einzig mögliche Antwort der humanitären Hilfsorganisationen auf diese Situation sei die strikte Wahrung von Neutralität und Unabhängigkeit: „Wir verfolgen keine missionarischen oder politischen Ziele. Das wissen auch die Taliban.“
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