China will möglichen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 weltweit zur Verfügung stellen

Berlin − China hat angekündigt, im Falle einer erfolgreichen Impfstoffentwicklung gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 das Mittel weltweit zur Verfügung zu stellen. Sollte China einen Impfstoff gegen das Virus entwickeln, werde Peking diesen zu einem „weltweiten Gut der Allgemeinheit“ machen, sagte Präsident Xi Jinping heute in einer Videobotschaft zum Auftakt des Jahrestreffens der Weltgesundheitsversammlung (WHA) in Genf. Damit solle der Impfstoff auch für Entwicklungsländer verfügbar und bezahlbar gemacht werden.
In China laufen derzeit klinische Tests mit fünf möglichen Impfstoffen. Weitere Impfstoffkandidaten warten noch auf die Genehmigung von Tests an Menschen. Auch in zahlreichen anderen Ländern wird an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das neuartige Coronavirus gearbeitet. Experten gehen davon aus, dass es mindestens zwölf bis 18 Monate dauern wird, bis ein wirksames Mittel zur Verfügung steht.
In der chinesischen Stadt Wuhan war das Virus im Dezember erstmals bei Menschen festgestellt worden. Vor allem die US-Regierung unter Präsident Donald Trump macht China schwere Vorwürfe. Nach Darstellung Washingtons hätten weltweit viele Tote vermieden werden können, wenn die Führung in Peking transparenter mit dem Ausbruch der Krankheit umgegangen wäre.
Xi versicherte in seiner Videobotschaft, sein Land sei „immer offen, transparent und verantwortungsvoll“ im Umgang mit dem Virus gewesen und habe seine Erkenntnisse zügig mit der internationalen Gemeinschaft geteilt. Peking unterstütze zudem Bestrebungen, die weltweite Reaktion auf die Pandemie „umfangreich zu bewerten“, nachdem diese unter Kontrolle gebracht sei.
Xi kündigte zudem an, sein Land werde im globalen Kampf gegen das Coronavirus innerhalb von zwei Jahren zwei Milliarden Dollar bereitstellen. Der chinesische Staatschef sprach zum Beginn der WHA, die eines der Hauptorgane der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist.
Die Jahrestagung der 194 WHO-Mitgliedstaaten findet wegen der Pandemie in diesem Jahr erstmals virtuell statt. Hauptthema der auf zwei Tage verkürzten Konferenz ist die globale Antwort auf die Ausbreitung des neuartigen Erregers, an dessen Folgen weltweit bereits mehr als 310.000 Menschen gestorben sind.
Vor der Jahresversammlung der WHO hatten Entwicklungsorganisationen in Deutschland eine gerechte Verteilung von Medikamenten und Impfstoffen weltweit angemahnt. Aus Sicht des entwicklungspolitischen Dachverbands Venro muss ein zentrales Ergebnis der Konferenz ein garantierter Zugang zu Medikamenten und Impfstoffen für alle Menschen sein − unabhängig davon, in welchem Land sie leben, ob wohlhabend oder in Armut.
„Gerade jetzt wird deutlich, dass wir eine starke, handlungsfähige Weltgesundheitsorganisation und gemeinsame Anstrengungen aller Mitgliedsstaaten brauchen“, sagte Vorstand Bernd Bornhorst heute in Berlin.
Die Präsidentin von Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel, erklärte, dass eine Pandemie wie COVID-19 verdeutliche, dass der Zugang zu Forschungsergebnissen sowie die Entwicklung und die Verteilung von Impfstoffen und Medikamenten nicht weniger internationale Regulierung brauchten, sondern mehr. „Nur wenn alle Menschen weltweit geschützt werden, können wir die Pandemie überwinden. Gesundheit ist ein öffentliches Gut“, bekräftigte Füllkrug-Weitzel.
Als einzige übergeordnete Instanz für globale Gesundheit brauche die WHO eine verlässliche Finanzierung und die uneingeschränkte politische Unterstützung seitens ihrer 194 Mitgliedsstaaten. Der Konflikt zwischen den USA und China dürfe bei dieser Aufgabe nicht behindern.
Zugleich mahnten Bornhorst und Füllkrug-Weitzel, andere lebensbedrohliche Krankheiten über die COVID-19-Pandemie nicht aus dem Blick zu verlieren. Dass die begrenzten Ressourcen für die Gesundheitsversorgung derzeit in vielen Ländern zur aktuellen Pandemiebekämpfung genutzt werden, hat verheerende Auswirkungen in ärmeren Ländern.
Prognosen zufolge könnte sich die Zahl der Malaria-Toten auf 769.000 nahezu verdoppeln. Auch Todesfälle durch Aids und Tuberkulose sowie durch vernachlässigte Tropenkrankheiten wie Flussblindheit, Wurmerkrankungen oder Tollwut nähmen massiv zu. Die Bewältigung der COVID-19-Pandemie steht im Fokus der heute zusammenkommenden WHA, dem höchsten Entscheidungsgremium der Weltgesundheitsorganisation.
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