Chinesisches Anti-Spionage-Gesetz: Warnungen vor möglichen Lieferengpässen bei Arzneimitteln

Berlin – Im Zusammenhang mit Chinas sogenanntem Anti-Spionage-Gesetz drohen unter Umständen Probleme mit den Arzneimittellieferketten. Der Pharmagroßhändler Noweda warnte jüngst, viele in China produzierende Pharmahersteller verfügten über keine gültigen Einfuhrzertifikate mehr – deshalb drohten Lieferengpässe vor allem bei Schmerzmitteln und Antibiotika.
Der Hintergrund: Pharmaunternehmen benötigen ein sogenanntes GMP-Zertifikat, um Arzneimittel und Wirkstoffe nach Deutschland importieren zu dürfen. Dafür reisen regelmäßig deutsche Inspekteure nach China, um Herstellung und Produktionsabläufe vor Ort zu überprüfen. Das Zertifikat ist in der Regel drei Jahre gültig.
Da China 2023 sein Anti-Spionage-Gesetz verschärft und jede ausländische Informationsbeschaffung potenziell unter Strafe gestellt hatte, müssen offizielle Behördenvertreter, die zum Audit nach China einreisen, damit rechnen, von chinesischen Sicherheitsstellen festgenommen zu werden.
Im vergangenen Jahr war ein Mitarbeiter eines japanischen Arzneimittelherstellers wegen Spionagevorwürfen festgenommen worden. Einige Behörden in den Bundesländern, die für das Ausstellen der Zertifikate zuständig sind, haben daher ihre China-Besuche ausgesetzt. Mit der Folge, dass die Importerlaubnis für viele Wirkstoffe und Arzneimittel entweder schon abgelaufen ist oder demnächst endet.
„Wir stehen im engen Austausch mit den Aufsichtsbehörden und unseren Industriepartnern“, sagte dazu Grit Brüninghold, verantwortlich für den strategischen Einkauf bei Noweda. Finde sich nicht schnell eine Lösung, müsse man sich auf Lieferengpässe einstellen.
Aus Pharmakreisen hieß es, eine im kürzlich beschlossenen Medizinforschungsgesetz (MFG) getroffene Regelung könne zumindest kurzfristig für eine gewisse Entspannung sorgen.
Mit dem MFG wurde eine Anpassung umgesetzt, wonach eine gegenseitige Anerkennung von Inspektionen mit bestimmten Partnerstaaten erfolgen kann – dies gilt etwa innerhalb der Europäischen Union und mit Ländern wie Australien, Japan, Kanada, Neuseeland, der Schweiz und den USA.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: