Ausland

+++ Coronaticker +++ Ausland +++ Coronaticker +++ Ausland +++

  • Montag, 21. Februar 2022
/Aldeca Productions, stock.adobe.com
/Aldeca Productions, stock.adobe.com

Berlin – In vielen Ländern der Welt spielt das Coronavirus SARS-CoV-2 eine Rolle. Die Coronalage in der Welt im Überblick. Heute: Die Lage in Italien, Kanada, Australien, Israel und Großbritannien.

++++

Gesundheitsminister erinnert an zwei Jahre Corona in Italien

Rom – Vor zwei Jahren ist die Coronapandemie in Europa angekommen und traf zu Beginn vor allem Norditalien. Am 20. Februar 2020 wurde in der Lombardei im Ort Codogno bei „Patient Nr. 1“ COVID-19 diagnostiziert, obwohl er nie in China war. Wenig später saßen Millionen Italiener im harten Lockdown – als erste in Europa.

Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza erinnerte sich in einem Zeitungsinterview an die Mel­dung des ersten Coronafalls: „Ich sitze vor dem Fernseher und schaue (das Fußballspiel) Rom gegen Gent. Ich erin­nere mich an alles: Eins zu Null für uns (...). Das Telefon klingelt, es ist der Gesundheitsrat der Lombardei. Er sagt: Es gibt den ersten Fall in Codogno“, erzählte er der Zeitung La Repubblica. „In meinem Leben gibt es ein vor und ein nach diesem Telefonat.“

Die Hoffnung des Westens, dass COVID aufzuhalten sei, habe sich in diesem Moment zerschlagen. Wenig später beklagte Italien den ersten Coronatoten, heute sind es rund 153.000 Opfer allein in dem Mittel­meerland.

Zuletzt hat die Regierung von Mario Draghi die Coronamaßnamen weiter gelockert, doch Speranza machte in der La Repubblica keine Hoffnung auf ein Ende der Pandemie: „Ich kann nicht den Moment X sehen, an dem das Virus nicht mehr existiert, und wir alle Instrumente zur Eindämmung abschaffen“.

In Italien ist noch der Notstand in Kraft, am 31. März läuft er aus. Ob er verlängert wird, ist unklar. In Italien ist ein sogenannter Green Pass nötig, um zum Beispiel in Restaurants zu gehen. In Deutschland entspricht das der 3G-Regelung. Es gilt zudem eine Impfpflicht für Menschen über 50 Jahre.

++++

Trucker-Proteste in Kanadas Hauptstadt weitgehend aufgelöst

Ottawa – Die Polizei in Kanadas Hauptstadt Ottawa hat weite Teile der wochenlangen Proteste gegen die Coronapolitik der Regierung aufgelöst. Insgesamt seien 170 Menschen festgenommen und 53 Fahrzeuge abgeschleppt worden, teilte die Polizei vorgestern auf Twitter mit. Dabei habe es auch Festnahmen von Demonstranten in militärischer Schutzkleidung gegeben, die Nebelkerzen und Feuerwerkskörper bei sich getragen hätten.

Laut einem Bericht der New York Times sind bei der Räumung des Gebiets rund um das kanadische Par­lament Lkw-Scheiben von Einsatzkräften eingeschlagen worden. Auch in Quebec und in der Nähe von Vancouver im Westen des Landes hat es vorgestern kleinere Proteste mit einigen hundert Teilnehmenden gegeben.

In Ottawa kündigte Polizeichef Steve Bell Konsequenzen für diejenigen an, die dem Aufruf zur Räumung nicht nachkommen. „Wenn sie an diesem Protest beteiligt waren, werden wir aktiv versuchen, sie zu iden­tifizieren, und uns bei ihnen mit finanziellen Forderungen und strafrechtlichen Konsequenzen melden“, sagte Bell.

Seit drei Wochen hatten in Kanada und vor allem in Ottawa Tausende gegen Coronabeschränkungen und Impfvorschriften protestiert. Mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen wurden unter anderem wichtige Grenzübergänge zu den USA und Teile der Hauptstadt blockiert. Das Leben der Anwohner wurde dadurch stark eingeschränkt.

Auslöser der Proteste waren Impfvorschriften für Lastwagenfahrer. Premier Justin Trudeau verhängte an­gesichts der Proteste erstmals in der kanadischen Geschichte den nationalen Notstand, mit dem Frei­heitsrechte der Bürger zugunsten der Sicherheit empfindlich eingeschränkt werden können.

Die Polizeiaktion zur Räumung der Proteste in Ottawa begann in den vergangenen Tagen mit der Auf­forderung an die Demonstranten, das Stadtzentrum schnellstmöglich zu verlassen. Die Polizei errichtete am Donnerstag zudem einen Sicherheitsbereich mit rund 100 Kontrollpunkten in der Innenstadt.

Die Polizei erklärte auf Twitter, dass kein Tränengas eingesetzt worden sei, und dass es keine Verletzten gegeben habe. Auch Gerüchte in sozialen Netzwerken darüber, dass am Freitag eine Frau bei einem berit­tenen Einsatz auf den Boden gefallen und auf sie getrampelt worden sei, seien falsch. „Uns sind keinerlei Verletzungen bekannt“, teilte die Polizei mit.

++++

Australien öffnet nach zwei Jahren Grenzen für geimpfte Touristen

Sydney – Australien öffnet nach fast zwei Jahren wieder seine Grenzen für internationale Touristen. Ein­reisen darf ab heute jeder, der ein gültiges Visum und einen vollständigen Impfschutz gegen das Corona­virus hat.

Das Land hatte im März 2020 zur Abschottung vor Infektionen seine Grenzen vollständig geschlossen, außer für Bürger und Menschen mit Aufenthaltsberechtigung. Im vergangenen Jahr gab es dann erste Lockerungen, unter anderem für ausländische Studenten und Menschen mit Arbeitsvisa.

„Das Warten hat ein Ende“, sagte gestern Premierminister Scott Morrison am Flughafen von Melbourne. Es gebe weltweit mehr als 1,2 Millionen Menschen mit gültigen Visa, die nun kommen könnten. Seine Botschaft an alle Menschen weltweit sei: „Packen Sie ihre Sachen, kommen Sie.“

++++

Israel öffnet seine Grenzen auch für Ungeimpfte

Jerusalem – Erstmals seit Beginn der COVID-19-Pandemie vor zwei Jahren öffnet Israel seine Grenzen ohne Einschränkungen auch für ungeimpfte ausländische Touristen. „Wir beobachten einen stetigen Rück­gang der Morbiditätsdaten, daher ist es an der Zeit, das Land schrittweise zu öffnen“, sagte der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett laut Mitteilung seines Büros von gestern Abend.

Zuvor hatten Bennett und Gesundheitsminister Nitzan Horowitz eine weitere Lockerung der Schutzmaß­nahmen gegen das Coronavirus beschlossen. Bennett bezeichnete die gegenwärtige Lage im Land als gut, kündigte aber gleichzeitig schnelles Handeln an, sollte eine neue COVID-19-Variante auftreten. Die Lockerungen treten laut Mitteilung am 1. März in Kraft.

Demnach dürfen ausländische Touristen aller Altersgruppen wieder nach Israel einreisen. Unabhängig vom Impfstatus müssen sie je einen PCR-Test vor Abflug und nach Landung in Israel machen. Für israe­lische Staatsangehörige wurde die Testpflicht vor dem Abflug aufgehoben. Die Testpflicht bei Ankunft bleibt bestehen. Ebenfalls aufgehoben wurde die Quarantänepflicht für ungeimpfte israelische Rück­reisende, deren PCR-Test negativ ausfällt.

Für den Bildungssektor wurde eine schrittweise Streichung der bisher geltenden wöchentlichen Test­pflicht beschlossen. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Bennett angekündigt, den sogenannten „Grünen Pass“, Israels digitalen Impfpass, zum 1. März auslaufen zu lassen.

++++

Queen positiv auf Corona getestet

London – Queen Elizabeth II. ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die 95 Jahre alte Königin spüre „milde, erkältungsähnliche Symptome“, wolle aber in der kommenden Woche in Windsor weiter „leichte Aufgaben“ ausführen, teilte der Buckingham-Palast gestern mit. Vor kurzem waren schon ihr Sohn Prinz Charles und seine Frau Camilla positiv auf das Virus getestet worden.

++++

Johnson kündigt Abschaffung der letzten Coronamaßnahmen in England an

London – Der britische Premierminister Boris Johnson hat die Abschaffung der letzten Coronamaß­nah­men in England angekündigt. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei, aber dank der unglaublichen Impf­kam­pagne sind wir der Rückkehr zur Normalität einen Schritt näher gekommen und geben den Men­schen endlich ihre Freiheit zurück“, erklärte Johnson heute. Gesundheitsexperten und die Opposition kritisierten die Abschaffung der Schutzmaßnahmen als verfrüht.

Johnson will im Laufe des Tages im Parlament seine konkrete Strategie für das „Leben mit Corona“ darle­gen. Seine Regierung, die für die Coronamaßnahmen in England zuständig ist, hatte die meisten Be­schrän­­kungen wie die Maskenpflicht schon Ende Januar abgeschafft. Als eine der letzten Schutzmaß­nahmen soll nun voraussichtlich noch in dieser Woche die Pflicht zur häuslichen Isolation nach einem positiven Coronatest abgeschafft werden. Auch die kostenlosen Testangebote will die Regierung zurückfahren.

Großbritannien ist mit mehr als 158.000 Todesfällen eines der am stärksten von der Pandemie betroffe­nen Länder Europas. Die Zahl der Neuinfektionen ist zwar immer noch hoch, die Infektions- und Hospi­tali­sierungsrate ist aber seit Jahresbeginn stark zurückgegangen.

Die Spitzen des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS lehnen die Abschaffung der Isolationspflicht und der kostenlosen Tests trotzdem mehrheitlich ab, wie der Verbandsvorsitzende der NHS Confederation, Matthew Taylor, erklärte. Zwar gebe es dank der Impfungen und neuer Coronamedikamente inzwischen „echte Hoffnung“, sagte Taylor. „Aber die Regierung kann keinen Zauberstab schwenken und so tun, als sei die Bedrohung vollständig verschwunden.“

Der Coronabeauftragte der Weltgesundheitsorganisation (WHO), David Nabarrro, kritisierte die Abschaf­fung der Isolationspflicht als „sehr unklug“. Er mache sich „wirklich Sorgen“, dass Großbritannien mit diesem Ausscheren aus dem wissenschaftlichen Konsens einen weltweiten „Dominoeffekt" auslösen könnte, sagte Nabarro in der BBC.

Die Opposition wirft der britischen Regierung vor, mit der Abschaffung der letzten Schutzmaßnahmen von der Affäre um Lockdownpartys am Regierungssitz in der Downing Street ablenken zu wollen. „Boris Johnson erklärt den Sieg, bevor der Krieg vorbei ist, um von der Polizei abzulenken, die an seine Tür klopft“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Labour-Partei, Wes Streeting.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern, die auch für das Beratungsgremium Sage arbeitet, warnte, das Ende der Isolationspflicht und das ebenfalls erwartete Ende von frei verfügbaren Schnelltests könne zu „einer Rückkehr zu einem rapiden epidemischen Wachstum“ führen.

Die Modellierer teilten mit, die Infektionen könnten dadurch um 25 bis 80 Prozent zunehmen. Den an der Universität Warwick berechneten Model­lie­rungen zufolge tragen Maßnahmen wie Isolation, Testen und Maskentragen und verstärktes Arbeiten von zuhause dazu bei, das Risiko von Ansteckungen mit dem Virus um 20 bis 45 Prozent reduzieren.

Schottland, Wales und Nordirland entscheiden eigenständig über ihre Coronamaßnahmen und gehen oft einen vorsichtigeren Weg als England. Die Omikron-Welle, die in Großbritannien zum Jahreswechsel ihren Höhepunkt hatte, flacht seit Wochen ab.

++++

WHO-Chef: Die Pandemie ist noch nicht vorbei

München – Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat davor gewarnt, die Coronapandemie voreilig für beendet zu erklären. In einigen Ländern gebe es hohe Impfquote verbunden mit einer gerin­geren Gefährlichkeit der Omikron-Variante, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Münch­ner Sicher­heitskonferenz. Dies nähre das gefährliche Narrativ, dass die Pandemie vorbei sei.

„Aber das stimmt nicht“, betonte er. Nicht, wenn 70.000 Menschen pro Woche an einer vermeidbaren und behandelbaren Krankheit sterben. Nicht, wenn 83 Prozent der Bevölkerung Afrikas noch nicht einmal eine erste Impfdosis erhalten habe. Nicht, wenn Gesundheitssysteme noch immer unter der Zahl der Fälle ächzten. Und nicht, wenn es ein höchst übertragbares Virus gebe, das fast unkontrolliert zirkuliere. Die Bedingungen seien ideal, dass noch mehr übertragbare, gefährliche Varianten entstehen könnten, warnte der WHO-Generaldirektor.

Man könne die Pandemie aber als globale Gesundheitsnotsituation beenden – man verfüge dazu über die Instrumente und das Know-how. In dem Zusammenhang erneuerte Tedros das WHO-Ziel, insbeson­dere von den reichen Staaten 16 Milliarden Dollar einzusammeln, um damit Impfstoffe, Tests, Medika­men­te und Masken in ärmeren Ländern zielgerichtet zur Verfügung zu stellen.

Verglichen mit den Kosten für ein weiteres Jahr mit schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen seien 16 Milliarden Dollar doch ein sehr überschaubarer Betrag, sagte er. Die Pandemie zu beenden, das müsse doch der Hauptfokus bleiben.

dpa/afp/kna

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung