COVID-19: Brasilien empfiehlt umstrittenes Hydroxychloroquin

Brasília – Das brasilianische Gesundheitsministerium empfiehlt das umstrittene Malariamedikament Hydroxychloroquin zur Behandlung von mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 infizierten Patienten.
Das Mittel könnte auch Menschen mit nur leichten Symptomen verabreicht werden, hieß es in einem gestern veröffentlichten aktualisierten Leitfaden für Ärzte. Gegenüber einer früheren Version des Dokuments wurden der Titel geändert, eine Reihe von Quellennachweisen gestrichen und die Verantwortlichen für den Text namentlich genannt.
Zuletzt hatte Brasiliens Gesundheitsminister Nelson Teich um seine Entlassung gebeten, nachdem er sich mit dem rechtsnationalen Präsidenten Jair Bolsonaro wegen des Einsatzes des umstrittenen Medikaments überworfen hatte.
Hydroxychloroquin wird zur Behandlung von Malaria und bestimmten Autoimmunkrankheiten eingesetzt. Ob sich das Medikament auch zur Behandlung der Lungenkrankheit COVID-19 eignet, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Nebenwirkungen des Präparats hingegen gelten als gut erforscht. Unter anderem kann die Einnahme zu einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen führen.
Trotzdem versprechen sich einige von dem Medikament eine wirksame Waffe gegen die grassierende Pandemie. US-Präsident Donald Trump preist Hydroxychloroquin als „Geschenk Gottes“ und nimmt es nach eigenen Angaben prophylaktisch, um sich gegen eine Ansteckung zu schützen.
Brasilien entwickelt sich immer mehr zum neuen Zentrum der Pandemie. Bislang haben sich in dem größten Land Lateinamerikas mehr als 310.000 Menschen nachweislich mit SARS-CoV-2 angesteckt. Mindestens 20.000 Patienten sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit COVID-19 gestorben, wie das brasilianische Gesundheitsministerium gestern mitteilte.
In den vergangenen elf Tagen hat sich die offizielle Zahl der Coronatoten in Brasilien bereits verdoppelt. Bolsonaro erneuerte dennoch gestern seinen Ruf nach Lockerungen der von den Bundesstaaten angeordneten Coronabeschränkungen, um die Wirtschaft des Landes wiederzubeleben. In der Vergangenheit hatte Bolsonaro COVID-19 als „kleine Grippe“ bezeichnet.
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