Ausland

ECDC warnt vor erneutem Anstieg impfpräventabler Krankheiten

  • Montag, 22. April 2024
Bordetella pertussis /dpa
Bordetella pertussis /dpa

Solna – Nachdem die Zahlen impfpräventabler Krankheiten während der COVID-19-Pandemie zurückgegan­gen waren, steigen die Zahlen wieder. Das Europäische Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) veröffentlichte heute dazu anlässlich der Europäischen Impfwoche neue Daten. Demnach kam es etwa zu einer Zunahme bei Masern und Keuchhusten.

„Es ist entmutigend zu sehen, dass Länder in der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum (EU/EWR) und weltweit trotz jahrzehntelanger, gut dokumentierter Erfolgsbilanz in Bezug auf Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen immer noch mit Ausbrüchen mehrerer durch Impfungen vermeidbarer Krankhei­ten konfrontiert sind“, kritsierte Andrea Ammon, ECDC-Direktorin.

Im Jahr 2023 begann die Zahl der Masernfälle zu steigen – ein Trend, der sich in mehreren EU-Mitgliedstaaten fortsetzte. Zwischen März 2023 und Ende Februar 2024 wurden mindestens 5.770 Masernfälle gemeldet, da­runter mindestens 5 Todesfälle in Rumänien.

Über dem EU/EWR-Durchschnitt von 12,7 Fällen pro eine Millionen Einwohnenden wurden aus Rumänien (241,3), Liechtenstein (76,3) und Österreich (42,1) gemeldet. Der Großteil der Fälle war nicht oder nicht aus­reichend geimpft. Nur 4,3 Prozent erkrankten trotz Impfung mit zwei oder mehr Dosen.

Die höchsten Melderaten wurden bei Säuglingen unter einem Jahr (172,0 Fälle pro 1 Million) und Kindern im Alter von 1 bis 4 Jahren (120,1 Fälle pro eine Million) beobachtet. Bei Säuglingen unter einem Jahr besteht das höchste Risiko, da sie zu jung für eine Impfung sind.

Ihr Schutz kann nur durch die Immunität der Gemeinschaft gewährleistet werden. Masern verbreiten sich sehr leicht, daher ist eine hohe Durchimpfungsrate von mindestens 95 Prozent der Bevölkerung, die mit zwei Dosen des masernhaltigen Impfstoffs geimpft ist, unerlässlich, um die Übertragung zu unterbrechen.

Hinweise auf eine Verzehnfachung der Pertussisfälle

Seit Mitte 2023 wurde in mehreren EU-/EWR-Ländern zudem ein Anstieg der Pertussis-Fälle gemeldet, wobei vorläufige Daten auf einen mehr als zehnfachen Anstieg der Fälle in den Jahren 2023 und 2024 im Vergleich zu 2022 und 2021 hinweisen. Sabrina Bacci, Head of Vaccine-Preventable Diseases and Immunisation bei der ECDC, berichtete von 35.000 Fällen in 2023 und 25.000 in 2024.

Für Deutschland liegen die Zahlen im Jahr 2022 laut ECDC-Report bei fast 2.000 bestätigten Fällen (Rate: 1,4 pro 100.000 Einwohnende). In den Jahren vor der Pandemie (2018 und 2019) lag die Rate bei 15,1 beziehungs­weise 11,4 pro 100.000.

Auch Neugeborene und Kleinkinder, die zu jung für eine vollständige Impfung sind, haben ein erhöhtes Er­krankungs- und Mortalitätsrisiko. Um sie optimal zu schützen, müssen alle empfohlenen Impfungen recht­zeitig verabreicht werden. Eine Impfung während der Schwangerschaft kann auch Kleinkinder schützen.

Bei allen durch Impfungen vermeidbaren Krankheiten sollte insbesondere auch auf gefährdete und unterver­sorgte Bevölkerungsgruppen geachtet werden, heißt es in der Presseerklärung der ECDC. Als Beispiel werden etwa Geflüchtete oder Migrantinnen und Migranten genannt.

gie

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