Erste gespendete Mpox-Impfstoffe prioritär für Ausbruchhotspots

Kinshasa – Die ersten der an die Demokratische Republik Kongo (DRC) gespendeten Mpox-Impfstoffdosen sollen zunächst vorrangig in Ausbruchhotspots eingesetzt werden. Dazu zählten die Provinzen Äquator, Sankuru und Süd-Kivu, sagte der Generaldirektor der afrikanischen Gesundheitsbehörde Africa CDC, Jean Kaseya, gestern.
„Wir glauben: Wenn wir den Ausbruch an diesen Hotspots unter Kontrolle bringen können, schaffen wir das auch an anderen Orten wie Kinshasa.“ Man beobachte die Situation in der Metropole mit ihren mehr als zehn Millionen Einwohnern aber ebenfalls genau, da dort bereits zunehmend Fälle erfasst worden seien und die Schule Anfang September wieder begonnen habe.
Mit den Impfungen sei in der DRC geplant, den bestmöglichen Schutz zu erzielen, schilderte Kaseya. Das heißt: Trotz der Impfstoffknappheit sollen pro Person wie vorgesehen zwei Dosen in zeitlichem Abstand verwendet werden – und nicht nur eine einzelne für einen Basisschutz. Man wolle keine Abstriche bei der Schutzwirkung in Kauf nehmen. Kaseya kündigte an, sich selbst impfen zu lassen, um der Bevölkerung die Sicherheit der Impfstoffe zu demonstrieren.
Die erfassten Fallzahlen steigen indes weiter an. Von den laut Africa CDC bisher in diesem Jahr erfassten mehr als 26.500 Mpox-Fällen in 14 Mitgliedstaaten sind bisher rund 5.700 im Labor bestätigt worden. Gezählt wurden demnach 724 Mpox-Todesfälle. In der jüngsten berichteten Kalenderwoche 35 seien allein 3.160 Fälle detektiert worden, davon 434 bestätigte, sagte Kaseya. Die gut 100 in dem Zeitraum verzeichneten Todesfälle bezeichnete er als nicht akzeptabel.
Der Anstieg an erfassten Fällen sei aber auch begründet durch verbesserte Überwachung und mehr Bewusstsein für die Erkrankung. Im Zuge dessen sei die erfasste Fallsterblichkeit (CFR) im Vergleich zu Jahresbeginn gesunken.
Bisher seien die Testungen auf Mpox in den betroffenen Regionen aber immer noch unzureichend, betonte Kaseya. Von den mehr als 26.000 Verdachtsfällen seien rund 14.000 getestet worden, die Testrate liege somit bei 52,9 Prozent und die Positivrate bei rund 41 Prozent. Bei der Testrate seien mindestens 80 Prozent nötig, damit man die Zahlen als akkurater werten könne.
„Das zeigt uns nicht nur klar, dass der Kontinent nicht adäquat testet, sondern auch, dass wir uns bei Entscheidungen nicht allein auf die bestätigten Fälle verlassen können“, sagte Kaseya. Oft fielen Tests auch falsch-negativ aus, weil die Proben beispielsweise nicht ordnungsgemäß genommen oder transportiert worden seien.
Länder wie Burundi erhielten dieser Tage erstmals das nötige Equipment, um Genomsequenzierungen durchführen zu können. Kaseya erwartet mit dem Ausbau dieser Möglichkeiten in den betroffenen Ländern mehr Erkenntnisse – auch zur Rolle der mutierten Klade Ib in dem derzeitigen Geschehen. Sie scheine nach den bisherigen Erkenntnissen vor allem Kinder zu betreffen.
Angesichts eines angenommenen Bedarfs von zehn Millionen Impfstoffdosen erneuerte Kaseya seinen Appell, dass es weitere Spendenzusagen brauche. Er dankte zwar den Vereinigten Staaten für bisher insgesamt 60.000 Dosen, von denen der Großteil in die DRC gehe. Er machte aber auch deutlich, dass weitere Unterstützung der USA nötig sei. Zudem bestätigte Kaseya, dass Japan drei Millionen Dosen zugesagt habe.
Zusätzlich zu den Impfstoffen geht das Africa CDC in einem kürzlich vorgelegten Plan von einem Mittelbedarf von rund 600 Millionen Dollar im nächsten halben Jahr aus. Gedacht sind diese für die Reaktion auf den Ausbruch, aber auch zur Vorbereitung in 28 afrikanischen Ländern und für operative Kosten. Gedeckt werden soll die Summe von Mitgliedsstaaten, aber auch von anderen Partnern.
Es gebe erste Zusagen, sagte Kaseya und zeigte sich zuversichtlich, dass die angestrebte Summe erreichbar sei. 20 Millionen Dollar sollen nach seinem Worten zu Wochenbeginn vom deutschen Gesundheitsminister zugesagt worden sein, eine Anfrage dazu ließ das Bundesgesundheitsministerium zunächst jedoch unbeantwortet. Africa CDC appellierte auch an den bei der Weltbank angesiedelten Pandemiefonds, schnell Unterstützung zu leisten.
Kaseya kündigte an, dass ein Dashboard eingerichtet werden soll, um transparent über Spenden und die jeweiligen Verwendungszwecke informieren zu können. Kaseya appellierte an westliche Länder, dass sie signalisieren müssten, aus der COVID-19-Pandemie gelernt zu haben. Vertrauen müsse wieder aufgebaut werden, es sei an der Zeit, Solidarität zu zeigen. „Es ist nicht nur ein Thema Afrikas, es ist ein globales Thema“, sagte Kaseya.
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