Erste Mpox-Impfdosen für Hotspot in Afrika erwartet

Genf – Nach den alarmierenden Mpox-Infektionszahlen in der Demokratischen Republik Kongo sollen heute die ersten von der Europäischen Union (EU) gespendeten Impfdosen eintreffen. Das kündigte der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, gestern an. Außerdem stellte die EU noch weitere Dosen in Aussicht.
Bei der Lieferung in die DR Kongo geht es nach Angaben der EU-Kommission um rund 100.000 Dosen. Eine weitere Lieferung in derselben Größenordnung wird demnach für die kommenden Taga erwartet.
Die EU hatte Mitte August eine Spende von 175.420 Impfdosen gegen die Virusinfektion, die früher Affenpocken genannt wurde, angekündigt. Diese Zahl war in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Bavarian Nordic noch auf rund 215.000 Dosen aufgestockt worden.
„Darüber hinaus kündigt Team Europa heute eine gemeinsame Zusage an, rund 351.500 Dosen zu spenden, wodurch sich die Gesamtzahl auf mindestens 566.500 Impfdosen erhöht“, teilte EU-Gesundheitskommisarin Stella Kyriakides mit.
Die zusätzlichen Impfdosen sollen demnach aus aus Frankreich, Deutschland, Spanien, Malta, Portugal, Luxemburg, Kroatien, Österreich, Polen und möglicherweise weiteren Mitgliedstaaten kommen. Empfänger sind die Afrikanischen Zentren für Krankheitsbekämpfung und Schutzmaßnahmen (Africa CDC), die sie an die betroffenen Länder verteilen.
In der DR Kongo sind nach WHO-Daten in diesem Jahr bereits mehr als 19.000 Mpox-Fälle gemeldet worden. Es sind größtenteils Verdachtsfälle, im Labor bestätigt wurden davon etwa 3.300. Die Dunkelziffer dürfte nach Einschätzung der Behörden deutlich höher sein.
Tedros dankte der Europäischen Union und rief andere Länder, die Vorräte haben, dazu auf, ebenfalls Impfdosen abzugeben. Die WHO arbeite mit den Gesundheitsbehörden an einer schnellen Verteilung in die Regionen, wo der Bedarf am höchsten ist, sagte Tedros.
Gleichzeitig fänden Informationskampagnen über den Impfstoff statt, um sicherzustellen, dass die Menschen nicht durch falsche Informationen oder Verschwörungstheorien verunsichert werden.
Tedros erinnerte daran, dass Impfstoffe lediglich eines von mehreren Werkzeugen seien, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Vor allem müsse unter anderem die Beobachtung des Infektionsgeschehens gestärkt werden, und die Bevölkerung müsse informiert werden, wie sie sich schützen kann.
Die WHO hat den Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo und Nachbarländern Mitte August zu einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite erklärt. Das ist ein Alarmsystem, das alle Länder der Welt dazu bringen soll, sich auf mögliche Fälle vorzubereiten.
Auch aus Sicht der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen braucht es neben den wichtigen Impfstoffen noch weitere Maßnahmen, um die Lage in den Griff zu bekommen. Grund dafür sei die schwierige Lebenssituation der Menschen vor Ort.
Nötig seien eine umfassende Überwachung, Diagnostik und Behandlung, Unterstützung bei der Isolation Betroffener sowie die gezielte Gesundheitsförderung und Kommunikation in den Gemeinden, teile Ärzte ohne Grenzen mit.
„Wie sollen wir von Familien, die in winzigen Unterkünften leben, erwarten, dass sie Präventionsmaßnahmen umsetzen – ohne ausreichendes Wasser, sanitäre Einrichtungen oder auch nur Seife?“, wurde Tejshri Shah, Generaldirektorin von Ärzte ohne Grenzen in Belgien und Kinderärztin nach ihrer Rückkehr aus der betroffenen Region zitiert. Dort leben Menschen auch in Vertriebenencamps.
„Mpox ist für die Menschen hier nur eine von sehr vielen Herausforderungen“, so Shah. „Um ihr zu begegnen, müssen wir den Menschen zunächst das tägliche Überleben erleichtern und auf ihre Bedürfnisse eingehen." Auf Impfstoffe als alleinige Lösung des Problems könne man sich nicht verlassen.
Mehrere Länder haben Impfstoffspenden für die betroffenen Länder Afrikas angekündigt. Kalkuliert wird mit einem Bedarf von zehn Millionen Dosen. Deutschland hatte Ende August 100.000 Dosen aus dem zentralen Bestand zugesichert.
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