FDA erlaubt Mifepriston per Post

Washington – Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat mehrere Abgabebeschränkungen für die Abtreibungspille „Mifepriston“ aufgehoben. Künftig brauchen Schwangere für den Erhalt des Präparats nicht mehr persönlich in eine Praxis zu gehen.
Stattdessen wird es möglich sein, das Medikament nach Hause zu bestellen und mit telemedizinischer Begleitung einzunehmen. Vorübergehend war der Postversand der Abtreibungspille bereits während der Coronapandemie erlaubt.
Die Entscheidung der FDA ist juristisch und politisch nach Ansicht von Experten von großer Bedeutung. Erst vor zwei Wochen hatte der Supreme Court Argumente zum Abtreibungsgesetz von Mississippi gehört, das so formuliert ist, dass es unmittelbar das Grundsatzurteil von 1973 infrage stellt.
In der Sache „Roe v. Wade“ hatte das höchste US-Gericht damals Schwangerschaftsabbrüche zur Privatsache erklärt. Eine Mehrheit der Richter hatte bei der aktuellen Anhörung zu erkennen gegeben, dass „Roe v. Wade“ gekippt werden könnte.
Die „Pille per Post“ unterliefe die strikten Abtreibungsgesetze, die nach einem Ende von „Roe v. Wade“ in vielen Staaten des Südens und Mittleren Westens der USA in Kraft treten würden. In 19 Bundesstaaten finden sich Gesetzespassagen, die telemedizinische Termine für Abbrüche verbieten. Diese stünden in direktem Gegensatz zum Bundesrecht, das diese Methode nun dauerhaft erlaubt.
Befürworter der Abtreibungspille hatten im vergangenen Jahr erfolgreich gegen die Vorschrift einer persönlichen Abgabe während der Pandemie geklagt. Sie hatten argumentiert, dass sich betroffene Patientinnen einem unnötig hohen Infektionsrisiko aussetzen müssten, wenn sie die Pille nur durch persönlichen Arztbesuch erhalten könnten. Seitdem ist „Mifepriston“ per Versand erhältlich.
Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen wehren sich seit langem gegen Lockerungen bei der Abgabe der Abtreibungspille. Statistisch gesehen werden 42 Prozent aller Schwangerschaftsabbrüche medikamentös vorgenommen.
Laut Gesundheitsbehörde CDC fallen acht von zehn Abbrüchen in den USA in die ersten zehn Wochen der Schwangerschaft. Für diesen Zeitraum ist auch die Einnahme von „Mifepriston“ erlaubt.
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