Feuer in großem Flüchtlingslager in Bangladesch

Dhaka – In Bangladesch ist in einem Lager mit Hunderttausenden Rohingya-Flüchtlingen ein Großbrand ausgebrochen. Das Feuer sei gestern Nachmittag ausgebrochen und habe bis zum Abend nicht gelöscht werden können, sagte der Chef der für Flüchtlinge zuständigen Behörde.
In dem betroffenen Gebiet hätten mindestens 150.000 Menschen in Hütten gelebt. Noch könne der Schaden des Brandes aber nicht abgeschätzt werden. Feuerwehr, Polizei und Armee seien vor Ort. Bilder und Videos auf sozialen Netzwerken zeigten viel schwarzen Rauch über dem Hüttenmeer. Die Hilfsorganisation CARE berichtete, dass sich die Flammen über mehrere Abschnitte ausgebreitet hätten.
„Es ist wichtig, das Feuer jetzt schnell unter Kontrolle zu bekommen, da es immer näher an die dichtbesiedelteren Abschnitte des Camps heranrückt“, sagte der stellvertretende Länderdirektor der Organisation in Bangladesch, Ram Das. „Gelingt dies nicht, könnten sich die Flammen noch schneller ausbreiten, weil sich hier die Hütten der Menschen noch näher aneinanderreihen.“
„Die Situation ist unübersichtlich, in den Flüchtlingscamp-Teilen, in denen das Feuer wütet, herrscht Angst und teils panikartige Stimmung“, sagte Kamlesh Vyas, Humanitarian Coordinator für Helvetas, die Schweizer Organisation für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe, die sich in Bangladesch auch für die Rohingya im größten Flüchtlingscamp der Welt engagiert. Die Zahl der Toten sei noch nicht offiziell bestätigt, verschiedene Quellen redeten von derzeit über 30 Menschen, die gestorben seien.
Bei dem Großbrand im Flüchtlingslager Cox's Bazar in Bangladesch wurde auch eine Klinik von Ärzte ohne Grenzen vollständig zerstört, wie die Organisation heute mitteilte. Alle Patienten und Mitarbeiter aus der Klinik hätten aber rechtzeitig evakuiert werden können. „Das ganze Ausmaß der Zerstörung ist derzeit noch nicht abzusehen“, sagte Natalia Torrent, Landeskoordinatorin für Bangladesch bei Ärzte ohne Grenzen.
In jedem Fall sei das Feuer ein schwerer Schlag für die Rohingya-Gemeinschaft. Den Geflüchteten werde die Möglichkeit verweigert, sicher in ihre Heimat in Myanmar zurückzukehren. Zugleich dürften sie sich in Bangladesch nicht frei bewegen und nicht arbeiten. „Sie sind dadurch völlig von humanitärer Unterstützung abhängig. Nun haben viele durch das Feuer auch noch ihre letzten Habseligkeiten verloren.“
Hunderttausende Angehörige der muslimischen Minderheit aus dem mehrheitlich buddhistischen Myanmar waren 2017 von dort vor Militärgewalt in das muslimische Nachbarland Bangladesch geflüchtet. Dort leben sie in Camps. Die Vereinten Nationen bezeichnen ihre Verfolgung in ihrer Heimat Myanmar als anhaltenden Völkermord.
Viele Rohingya verloren in Myanmar durch ein 1983 erlassenes Gesetz die Staatsbürgerschaft. Das Militär von Myanmar steht wegen der Verfolgung international in der Kritik. Etliche Rohingya wollen in ihre Heimat zurückkehren.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: