Forscher: Zulassungsantrag für weiteren Coronaimpfstoff vielleicht noch 2020

Oxford – Die Zulassung eines britisch-schwedischen Coronaimpfstoffes kann Forschern zufolge möglicherweise noch in diesem Jahr beantragt werden. Bis dahin könnten genügend Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit des Mittels vorliegen, berichtete heute Andrew Pollard von der Universität Oxford dem Sender BBC. Er ist mit einer Forschungsgruppe an der Entwicklung des Vakzins beteiligt.
Es handelt sich um ein Mittel des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca und der Universität Oxford, das zum Kreis der erfolgversprechenden Impfstoffkandidaten zählt. Nach einer eventuellen Zulassung müsste der Impfstoff aber erst noch in großen Mengen produziert werden, bis große Bevölkerungsgruppen damit versorgt werden könnten.
Für Deutschland hat die EU-Kommission 54 Millionen Dosen des Impfstoffes gesichert. Zusätzlich gibt es die Option auf 18 Millionen weitere Dosen. Der Verteilungsmechanismus richtet sich allein nach dem Bevölkerungsanteil der Mitgliedstaaten.
Zunächst hatten sich Deutschland, Italien, Frankreich und Niederlande mit der Initiative inklusive Impfallianz („Inclusive Vaccine Alliance“) um die Impfstoffbeschaffung bemüht. Diese ist mittlerweile in der EU-Impfstoffinitiative aufgegangen.
Die EU-Kommission plant den Abschluss sogenannter „Advanced Purchase Agreements“ (APA) mit potenziellen Impfstoffherstellern mithilfe von EU-Mitteln aus dem „Emergency Support Instrument (ESI).
Derzeit befinden sich weltweit einige wenige Impfstoffkandidaten in der entscheidenden klinischen Erprobungsphase, darunter das Mittel von AstraZeneca und der Uni Oxford. Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut (PEI) schätzt, dass frühestens Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres ein Mittel zugelassen werden könnte.
Der britisch-schwedische Impfstoff werde in Großbritannien, Brasilien und Südafrika an insgesamt 20.000 Menschen getestet, berichtete Pollard. Auch in den USA soll das Vakzin erprobt werden. Der Wissenschaftler geht insgesamt von etwa 50.000 Personen aus, die den Impfstoff erhalten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte kürzlich erste Studienergebnisse zu dem Impfstoff als „gute Nachricht“ begrüßt. „Dennoch ist es noch ein langer Weg“, sagte ein WHO-Experte.
Experten hatten zuvor in der britischen Medizin-Zeitschrift The Lancet berichtet, dass der Impfstoff sicher zu sein scheint und das Immunsystem ankurbelt. Das Mittel wirkt den Angaben zufolge gleich zweifach: Es fördert sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen – beide sind für die Immunabwehr wichtig. Ob das Mittel aber tatsächlich vor einer Coronainfektion schützt, ist noch nicht nachgewiesen.
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