Helfer sehen katastrophale Lage in Haiti

München/Port-au-Prince – Angesichts von Kriminalität, Hunger und Erdbebenfolgen in Haiti warnen SOS-Kinderdörfer weltweit vor gravierenden Folgen für die Psyche von Menschen.
„Wenn Kinder sehen, dass Familienangehörige vor ihren Augen sterben oder ihnen keiner sagen kann, warum sie nicht mehr zur Schule gehen dürfen, dann hat das psychische Folgen“, erklärte die Leiterin der SOS-Kinderdörfer in Haiti, Faimy Loiseau, heute.
„Wir kennen Armut, wir kennen Probleme, aber was hier gerade passiert, hat eine ganz andere Dimension.“ Die Organisation verwies auf Bandengewalt, einen Ausbruch von Cholera, Treibstoffmangel und „horrende“ Lebensmittelpreise.
Seit der Tötung von Präsident Jovenel Moise im Juli 2021 sei Haiti in einer akuten politischen Krise. Ein schweres Erdbeben einen Monat später habe die Situation weiter verschlechtert, die Lage sei zunehmend instabiler und lebensbedrohlicher geworden.
„Banden haben faktisch die Macht in Haiti übernommen. Jedes Mal, wenn wir aus dem Haus gehen, beten wir, dass wir nicht entführt werden“, so Loiseau. Fehlender Treibstoff bringe das wirtschaftliche Leben beinahe zum Erliegen: Menschen könnten nicht zur Arbeit fahren, Krankenhäuser und Banken hätten nur noch an drei Tagen pro Woche geöffnet.
Rettungswagen sind den Angaben zufolge nicht mehr im Einsatz, Lieferwagen transportieren keine Nahrungsmittel mehr. Der Cholera seien bisher 33 Kranke erlegen. Die Menschen müssten teilweise unter sehr schmutzigen Verhältnissen leben, hieß es. Der Schulstart sei wegen der Gesamtlage bis auf Weiteres verschoben worden, teilweise gebe es Online-Unterricht.
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