Hilfsorganisationen fordern humanitären Krisengipfel zu Gaza im Kanzleramt

Berlin – Eine Reihe humanitärer Organisationen hat angesichts der verheerenden Lage für die Menschen im Gazastreifen einen Krisengipfel im Kanzleramt gefordert.
Die 13 in der Region tätigen Organisationen erklärten, es sei wichtig, „über tatsächlich wirksame humanitäre Maßnahmen zu sprechen, um das Leid der Zivilbevölkerung und die sich ausbreitende Hungersnot zu beenden“. Dazu müsse ein humanitärer Krisengipfel abgehalten werden.
Zu den unterzeichnenden Organisationen gehören unter anderem Save the Children, Ärzte ohne Grenzen, Care, Caritas, Oxfam, Aktion gegen den Hunger und die Welthungerhilfe. Sie berichten von ihren Einsätzen in dem Palästinensergebiet unter anderem von mangelernährten Kindern, erschöpften Mitarbeitenden, zerstörter Infrastruktur und Angriffen auf Krankenhäuser.
Vor diesem Hintergrund kritisierten sie erneut die Pläne für eine Luftbrücke für Hilfsgüter für den Gazastreifen gemeinsam mit Jordanien, die Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kürzlich angekündigt hatte, als „gefährlich“ und „ineffizient“. Sie erreichten nicht die Bedürftigsten.
Eine großflächige Versorgung sei „längst möglich“, betonten die Organisationen. „Die Infrastruktur ist vorhanden, die Hilfsgüter sind vorhanden, und wir als Organisationen stehen bereit.“ Was fehle, sei der politische Wille, die Blockade durch die israelische Regierung zu beenden. Die Organisationen forderten zudem von der Bundesregierung mehr Einsatz für einen „sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand“.
Heute wollte auch Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) zu einem zweitägigen Besuch nach Israel und ins Westjordanland reisen. Geplant sind unter anderem Gespräche mit Vertretern der israelischen Regierung und der UNO. Im Zentrum sollen die humanitäre Lage im Gazastreifen sowie die Bemühungen um eine Beendigung des Gaza-Krieges und die Freilassung der israelischen Geiseln stehen.
Der Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, hatte gestern Zugang für medizinische Hilfslieferungen in den Gazastreifen angemahnt. Die Notwendigkeit dafür sei „immens“, „die anhaltende Lieferung von medizinischen Gütern ist entscheidend“, schrieb Tedros im Onlinedienst X.
Die WHO habe zehn Lastwagen mit „wichtigen Medikamenten, Laborausstattung und Geräten zur Überprüfung von Wasser“ von Ägypten an den Grenzübergang Kerem Shalom zwischen Israel und dem Gazastreifen gebracht.
Zusammen mit fünf weiteren mit medizinischen Gütern beladenen Lkw der WHO und weiterer Hilfsorganisationen sollen die Laster ab heute in den Gazastreifen gebracht werden, erklärte Tedros weiter.
Der WHO-Chef forderte einen „dauerhaften, sicheren und ungehinderten Zugang für medizinische Hilfe in den Gazastreifen“. Dies müsse auch für den Transport innerhalb des Palästinensergebiets gelten. Zudem brauche es eine Waffenruhe. „Frieden ist die beste Medizin“, erklärte Tedros.
Das schlecht ausgestattete Gesundheitssystem im Gazastreifen ist durch die israelische Offensive und die durch den Krieg verschärfte Knappheit von Medikamenten, Essen, Wasser und Benzin nach den Angaben der WHO praktisch lahmgelegt.
Viele Krankenhäuser funktionierten nur noch eingeschränkt oder hätten ihren Betrieb vollständig eingestellt. Grundlegende Gesundheitsdienste wie die Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen oder die Behandlung chronischer Krankheiten seien „schwer beeinträchtigt“.
Nach einer wochenlangen israelischen Blockade von Hilfslieferungen hatte Israel Ende Mai die Einfuhr und Verteilung von Hilfslieferungen in den Gazastreifen wieder eingeschränkt erlaubt. Seit dieser Woche gibt es zeitlich und örtlich begrenzte Feuerpausen. Zudem wurden einige Zugangsrouten für Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet wieder geöffnet.
Wegen der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen steigt der internationale Druck auf Israel. Die Vereinten Nationen sprachen von einer sich im Gazastreifen ausbreitenden Hungersnot.
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