Hilfsorganisationen warnen vor Gesundheitskollaps im Jemen
Bonn/Berlin – Die Hilfsorganisation Save the Children und die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft warnen vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems im Jemen. Wie die Organisationen heute mitteilten, leiden besonders Kinder unter der schlechten medizinischen Versorgung in dem Bürgerkriegsland.
Laut einer neuen Analyse von Save the Children sind mehr als die Hälfte aller geschätzten 3.500 medizinischen Einrichtungen des Landes wegen des Konflikts geschlossen oder nur teilweise funktionsfähig. Somit haben laut UN acht Millionen Kinder keinen Zugang zu grundlegender medizinischer Versorgung. Mindestens 1.219 Kinder seien direkt durch die Kampfhandlungen zu Tode gekommen. Der dauerhafte Mangel an medizinischer Ausrüstung und Personal führe allerdings zu weiteren 10.000 vermeidbaren Todesfällen.
Im ganzen Land fehle es an qualifiziertem Personal, da viele Ärzte entweder den Jemen verlassen oder als Binnenvertriebene von ihren Heimatorten fliehen müssten. „Wir verlieren wöchentlich circa 1.000 Kinder an Durchfall, Mangelernährung und Atemwegsinfektionen – alles Todesfälle, die wir normalerweise verhindern könnten“, sagte Edward Santiago, Länderdirektor von Save the Children im Jemen.
Save the Children forderte die Konfliktparteien daher auf, den Import von wichtigen Handelswaren und humanitären Lieferungen nicht weiter zu behindern, sondern humanitärer Hilfe sofort und ungehindert Zugang zum ganzen Land zu verschaffen. Außerdem müssten die Parteien ihren Verpflichtungen zur Einhaltung von internationalem Völker- und Menschenrecht nachkommen und sofort Maßnahmen ergreifen, um grobe Vergehen gegen Kinder zu beenden und verhindern.
Die Bündnisorganisationen von Aktion Deutschland Hilft warnten, dass sich im Jemen neben einer Hungerkatastrophe auch eine Choleraepidemie anbahne. Es fehle an Spenden, um die humanitäre Not im kriegsgebeutelten Jemen zu lindern. „Das immense Leid im Jemen entsetzt uns – genauso wie die Gleichgültigkeit der Weltöffentlichkeit, die davor die Augen verschließt, dass in diesem Land Millionen Menschen täglich ums Überleben kämpfen“, sagte Manuela Roßbach, Geschäftsführerin von Aktion Deutschland Hilft. Alle zehn Minuten sterbe im Jemen ein Kind durch Krankheiten, die man mit einfachsten Mitteln wie sauberem Trinkwasser hätte vermeiden können.
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