Holländische Sterbehilfe-Kontrolleurin tritt aus Protest zurück
Amsterdam – Aus Protest gegen die hohe Zahl von Demenzpatienten, die in den Niederlanden durch aktive Sterbehilfe getötet werden, ist eine für die Kontrolle dieser Methode zuständige Medizinethikerin zurückgetreten.
Sie könne den „deutlichen Wandel“ in der Auslegung der Sterbehilfegesetze hin zu tödlichen Injektionen für Menschen mit Altersdemenz nicht mittragen, begründete Berna van Baarsen ihren Schritt in einem Interview des Magazins Medisch Contact. Die Zahl der jährlichen Tötungen in dieser Patientengruppe habe sich in den vergangenen fünf Jahren vervierfacht.
Rasanter Anstieg der Zahlen
Van Baarsen gehörte einem der fünf regionalen Komitees an, die für die Kontrolle von aktiver Sterbehilfe zuständig sind. Es ist nach dem Philosophen Theo Boer, der 2014 vergeblich Großbritannien vor einer Übernahme der holländischen Regelung gewarnt hatte, bereits der zweite Rücktritt eines Komiteemitglieds.
Die Niederlande wurden 2002 zum weltweit ersten Land, das die aktive Sterbehilfe legalisierte. Seither gibt es einen rasanten Anstieg der damit zusammenhängenden Todesfälle auf derzeit fast 17 pro Tag, wie aus dem Jahresbericht der Regionalen Kontrollkommission für Sterbehilfe (RTE) hervorgeht. 2016 hatten demnach in den Niederlanden 6.091 Menschen aktive Sterbehilfe in Anspruch genommen, wobei über 400 Patienten ohne ausdrückliche Zustimmung getötet worden seien.
Bereits vor einem Jahr warnten 200 holländische Ärzte in einer gemeinsamen Erklärung, die gesetzlichen Schutzmaßnahmen würden „langsam brechen“. Viele Menschen mit Demenzkrankheit und Psychiatriepatienten würden ohne tatsächliche mündliche Zustimmung getötet. Erstmals begannen in Holland vor wenigen Monaten Ermittlungen gegen einen Arzt, der auf Bitten des Pflegeheims einer älteren Frau gegen deren Willen die Todesspritze verabreichte.
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