Krebs: Überlebensraten in Deutschland weiter über EU-Durchschnitt

Berlin – Die Fünf-Jahres-Nettoüberlebensrate liegt in Deutschland bei den meisten Krebsarten über dem Durchschnitt der Europäischen Union (EU). Gleichzeitig sind die Kosten für die Versorgung mit am höchsten. Das geht aus neuen Zahlen hervor, die die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammen mit der Europäischen Kommission zum Weltkrebstag am 4. Februar veröffentlicht hat.
Danach ist die Fünf-Jahres-Nettoüberlebensrate in Deutschland zwischen 2004 und 2014 bei fast allen häufigen Krebsarten gestiegen oder gleich geblieben. Obwohl die Zuwachsraten im Allgemeinen geringer waren als in der EU, liegt die Überlebensrate aufgrund höherer Ausgangswerte laut Analyse weiterhin über dem EU-Durchschnitt.
Bei Personen, bei denen zwischen 2010 und 2014 eine Diagnose gestellt wurde, werden die höchsten Überlebensraten derzeit bei Prostatakrebs (92 Prozent gegenüber einem EU-Durchschnitt von 87 Prozent) und bei Leukämie im Kindesalter (91 Prozent gegenüber einem EU-Durchschnitt von 82 Prozent) erreicht. Auch bei Brustkrebs ist die Überlebensrate hoch (86 Prozent gegenüber einem EU-Durchschnitt von 83 Prozent), bei Lungenkrebs aber nach wie vor gering (18 Prozent gegenüber 15 Prozent in der EU).
Bei Speiseröhrenkrebs (plus 4,2 Prozent in Deutschland gegenüber plus 4,5 Prozent in der EU) und Darmkrebs (plus 2,8 Prozent in Deutschland gegenüber plus 7,6 Prozent in der EU) wurde ein deutlicher Anstieg des Überlebens verzeichnet, während das Überleben von Gebärmutterhalskrebs praktisch konstant blieb.
Für Menschen mit seltenen Krebserkrankungen liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate derzeit bei 51 Prozent und damit etwas über dem EU-Durchschnitt von 49 Prozent, aber weiterhin unter den leistungsstärksten Ländern in der EU (59 Prozent in Island und 54 Prozent in Finnland, Italien und Norwegen).
In Deutschland lagen die Gesamtkosten für Krebs 2018 laut der Analyse bei 524 Euro pro Kopf – damit hatte Deutschland zusammen mit den Niederlanden die höchsten auf Krebs zurückzuführenden Gesundheitsausgaben im EU-Raum (EU-Durchschnitt: 326 Euro).
Die Autorengruppe warnt, dass Krebsrisikofaktoren in Deutschland weit verbreitet sind: 22 Prozent der deutschen Bevölkerung gebe an, täglich zu rauchen (EU-Schnitt: 18 Prozent). Deutsche ab 15 Jahren konsumierten 2020 pro Kopf 10,6 Liter reinen Alkohol (EU-Schnitt: 9,8 Liter). Luftverschmutzung als Risikofaktor für Krebs sei aber ein geringeres Problem als im EU-Schnitt. Aber Übergewicht und Adipositas seien wachsende Risikofaktoren.
Einen besonderen Handlungsbedarf bei Prävention und Früherkennung sieht auch die Deutsche Krebshilfe: „Viele Menschen nutzen dieses Potenzial nicht aus, obwohl sie mit einer gesunden Ernährung, Bewegung, Nichtrauchen und dem Verzicht auf Alkohol das eigene Krebsrisiko senken könnten“, erklärte die Krebshilfe zum Weltkrebstag.
Zum Ende des Jahrzehnts werden laut der Organisation schätzungsweise 600.000 Menschen pro Jahr in Deutschland neu an Krebs erkranken. Das seien etwa 20 Prozent mehr Neuerkrankungen als im Augenblick. „Dieser Entwicklung müssen wir entgegentreten und alles dafür tun, dass Krebs gar nicht erst entsteht“, sagte Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. Prävention und Früherkennung spielten dabei eine Schlüsselrolle, betonte er.
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