McKinsey stimmt in US-Opioidkrise weiterer Millionenzahlung zu

Washington – Im Skandal um die massenhafte Verschreibung opioidhaltiger Schmerzmittel in den USA hat das Beratungsunternehmen McKinsey einer weiteren Millionenzahlung zugestimmt. Wie aus gestern eingereichten Gerichtsdokumenten hervorgeht, zahlt McKinsey 230 Millionen Dollar (rund 217 Millionen Dollar) an US-Behörden, um Zivilklagen abzuwenden.
Von der Opioidkrise stark betroffene US-Bezirke und Kommunen, Schulen, indigene Stammesgemeinschaften und Eltern von Kindern mit Entzugssymptomen haben tausende Klagen gegen McKinsey eingereicht. Sie beschuldigen das Unternehmen, zusammen mit Pharmafirmen Strategien zur aggressiven Vermarktung opioidhaltiger Schmerzmittel entwickelt zu haben, „um die Opioideinnahmen zu maximieren“, wie aus den Gerichtsunterlagen hervorgeht.
McKinsey willigte nun ein, 207 Millionen Dollar an Kreise und Kommunen und 23 Millionen Dollar an Schulbezirke zu zahlen. Dem Vergleich muss noch ein Richter zustimmen. Im Jahr 2021 hatte das Beratungsunternehmen im Zusammenhang mit seiner Arbeit für den mittlerweile insolventen US-Pharmakonzern Purdue und andere Arzneimittelhersteller bereits einen millionenschweren Vergleich mit Generalstaatsanwälten von 50 US-Bundesstaaten geschlossen und insgesamt mehr als 640 Millionen Dollar gezahlt.
Opioide sind für die Mehrheit der tödlichen Überdosen in den USA verantwortlich. Seit 2021 gingen nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC mehr als 75 Prozent aller Todesfälle auf Opioide zurück. Das umfasst sowohl Schmerzmittel als auch illegale Drogen wie Heroin.
Viele Experten führen die Opioidkrise auf die übermäßige Verschreibung opioidhaltiger Schmerzmitteln zurück, die bis Mitte der 1990er-Jahre noch der Behandlung von Schwerstkranken vorbehalten waren. Den Herstellern sowie Großhändlern und US-Apotheken wird vorgeworfen, die Mittel aggressiv beworben und auf Warnzeichen der Suchtkrise nicht reagiert zu haben.
Die Opioidkrise hat zu einer landesweiten Klagewelle gegen Unternehmen der Pharmabranche geführt – und zu einer Reihe von Vergleichen. In den Klagen gegen McKinsey geht es vor allem um Marketingstrategien für den Pharmakonzern Purdue, welche das Beratungsunternehmen laut den Gerichtsunterlagen „vor und nach“ dem ersten Schuldeingeständnis der Firma 2007 entwickelte.
Das Unternehmen, das der Milliardärsfamilie Sackler gehört, ist der Hersteller des Opioids Oxycontin, das in den USA seit den 1990er-Jahren besonders weite Verbreitung fand. Kritiker werfen dem Unternehmen vor, die Suchtgefahr bewusst verschleiert und die massenhafte Verschreibung befördert zu haben. Purdue hat nach zahlreichen Klagen inzwischen Insolvenz beantragt.
McKinsey hat seine Arbeit für Purdue und andere Opioid-Hersteller stets als rechtmäßig bezeichnet. Seit 2019 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben aber keine Kunden mehr, die mit Opioiden Geschäfte machen. Im Jahr 2000 gestand McKinsey in einer Erklärung ein, auf die Opioid-Krise und ihre „schrecklichen Auswirkungen“ nicht „angemessen“ reagiert zu haben.
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