Mehr als halbe Milliarde Menschen ohne sauberes Wasser

Sydney/Paris – Mehr als eine halbe Milliarde Menschen auf der Welt müssen nach einer neuen Studie Tag für Tag ohne sauberes Wasser auskommen. Am schlimmsten sei die Lage in den drei Entwicklungsländern Papua-Neuguinea, Madagaskar und Mosambik, teilte die Hilfsorganisation WaterAid heute in Sydney mit. Auf der Pazifikinsel Papua-Neuguinea mit ihren etwa 7,2 Millionen Bewohnern haben demnach mehr als zwei Drittel der Landbevölkerung (67 Prozent) kein Trinkwasser. In den beiden ostafrikanischen Ländern Madagaskar und Mosambik sind es 65 beziehungsweise 63 Prozent.
Der Studie zufolge sind 663 Millionen Menschen – von insgesamt knapp 7,5 Milliarden – von der Versorgung mit sauberem Wasser abgeschnitten. Davon leben 552 Millionen in ländlichen Gebieten. Zu den Staaten, die besonders betroffen sind, gehören auch China und Indien, die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Die Hilfsorganisation befürchtet, dass die Wasserknappheit durch den Klimawandel zunehmen wird.
Abwässer sind Ressource
Unterdessen hat die UNO angesichts des weltweit steigenden Wasserbedarfs am Weltwassertag zur verstärkten Wiederaufbereitung von Abwässern aufgerufen. „Abwässer stellen eine wertvolle Ressource dar in einer Welt, in der Frischwasser begrenzt ist und die Nachfrage steigt“, erklärte der Vorsitzende der UN-Wasserorganisation UN Water, Guy Rider, heute bei der Vorstellung mit der UN-Kultur- und Wissenschaftsorganisation Unesco eines 200 Seiten langen Weltwasser-Entwicklungsberichts.
Laut dem Report könnte die weltweite Nachfrage nach Frischwasser auch wegen der fortschreitenden Erderwärmung bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent steigen. Aus diesem Grund und zum Schutz der Umwelt müssten mehr Abwässer geklärt werden. Bereits jetzt leben zwei Drittel der Menschen in Gebieten, in denen mindestens ein Monat lang im Jahr Wasserknappheit herrscht, die Hälfte von ihnen in den beiden bevölkerungsreichsten Ländern China und Indien.
Bislang sorgten sich die meisten Entscheidungsträger mehr um „die Bevorratung mit Wasser als um die Handhabung nach seiner Nutzung“, bemängelte der Hauptautor des Berichts, Richard Connor, vor Journalisten in Paris. Beide Aspekte seien aber „untrennbar“ miteinander verbunden. Die verbesserten Möglichkeiten zur Wasseraufbereitung zu vernachlässigen, sei angesichts der Frischwasser-Knappheit schlicht „undenkbar“, sagte Unesco-Direktorin Irina Bokova.
Abwässer werden zu oft nicht geklärt
Dem Bericht zufolge klären reiche Länder rund 70 Prozent ihrer Abwässer. Im weltweiten Durchschnitt würden aber 80 Prozent der Abwässer unbehandelt in die Umwelt geleitet, in manchen Ländern seien es sogar mehr als 90 Prozent. Dies führe auch dazu, dass die Umwelt mit Bakterien, Nitraten, chemischen Lösungsmitteln und Wirkstoffen aus Medikamenten belastet wird.
Durch verunreinigtes Wasser und die fehlende Möglichkeit zum Händewaschen kommen dem Bericht zufolge jedes Jahr mehr als 800.000 Menschen ums Leben. Durch mit der Wasserversorgung in Verbindung stehende Krankheiten sterben in Afrika, Asien und Lateinamerika jährlich fast dreieinhalb Millionen Menschen und damit mehr als durch Aids und Verkehrsunfälle zusammen.
Der Bericht hob hervor, dass in den USA das Wasser mancher Flüsse bis zu 20 Mal benutzt werde, bevor es ins Meer fließe. In der internationalen Raumstation ISS werde seit Jahren das gleiche Wasser zum Waschen und Trinken genutzt, erklärte Hauptautor Connor.
Wenn wiederaufbereitetes Wasser keine Trinkwasserqualität erreiche, könne es zumindest in der Landwirtschaft verwendet werden, hieß es in dem Bericht. Schließlich sei die Landwirtschaft für rund 70 Prozent des weltweiten Wasserbedarfs verantwortlich. Als weitere Möglichkeiten wurden genannt, aus Fäkalien mit Biogas-Kraftwerken Energie zu gewinnen und einen Teil des weltweiten Phosphorbedarfs zu gewinnen.
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