Ausland

Mukormykose in Bolivien nachgewiesen

  • Donnerstag, 5. August 2021
/Mizurova, stock.adobe.com
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La Paz/Berlin – Bolivien hat bei einem von COVID-19 genesenen Patienten die Erkrankung „Schwarzer Pilz“ (Mukormykose) registriert. Dies geht aus einer Mitteilung des bolivianischen Gesundheitsministe­riums hervor. Demnach sei seine Behandlung erfolgreich verlaufen.

Zuvor hatte es in Indien auffällig viele Fälle der seltenen Pilzerkrankung unter COVID-19-Patienten und Genesenen gegeben. Allein im Bundesstaat Maharashtra seien bislang mehr als 1.200 Menschen daran gestorben, berichtet The Indian Express und verweist dabei auf jüngste Daten des indischen Gesund­heitsministeriums.

Mukormykose wird durch bestimmte Schimmelpilze verursacht, die weltweit verbreitet sind. Ihre Sporen werden vom Wind weitergetragen. „Atmen Menschen die Sporen ein oder gelangen diese in offene Wun­den, kann dies zu Infektionen führen“, so der Leiter des Europäischen Exzellenzzentrums für Invasive Pilz­infektionen an der Uniklinik Köln, Oliver Cornely. Anfällig dafür sind immungeschwächte Menschen und Diabetiker.

Die Erkrankung trägt den Beinamen „Schwarzer Pilz“, weil der Erreger in kurzer Zeit Gewebe – etwa der Nase – dunkel verfärben und absterben lassen kann. Weitere Symptome sind Sehstörungen, Kopf- und Brustschmerzen oder Atembeschwerden. Wird die Krankheit nicht rechtzeitig behandelt, ist sie in etwa der Hälfte der Fälle tödlich, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Mukormykose tritt sehr selten auf: Statistisch trifft sie in westlichen Ländern etwa einen von einer Million Menschen. In Indien aber war die Quote schon vor der Coronapandemie mit schätzungsweise
140 Erkrankten pro Million vergleichsweise hoch.

Ein Hauptgrund dafür ist, dass in Indien relativ viele Menschen an Diabetes leiden. „Ein dauerhaft hoher Blutzuckerspiegel verändert die Schleimhautzellen in den Atemwegen ungünstig, so dass der Pilz dort andocken und zu wachsen beginnen kann“, erklärte Cornely.

Auch Therapien mit Steroiden wie Cortison – bei COVID-19-Erkrankungen eingesetzt – können die Aus­breitung des Pilzes begünstigen. Denn das Medikament verringert die Immunabwehr.

Eine ungünstige Verquickung dieser Faktoren kann dazu geführt haben, dass Indien besonders von den Pilzinfektionen betroffen war und ist: Eine jüngst publizierte Studie kommt zum Ergebnis, dass 94 Pro­zent der untersuchten COVID-19-Patienten, die sich zusätzlich mit dem „Schwarzen Pilz“ infiziert haben, auch an Diabetes litten.

dpa

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