Ausland

Nawalny setzt Hungerstreik trotz starken Hustens und Fiebers fort

  • Dienstag, 6. April 2021
Polizisten bewachen einen Eingang des Straflagers IK-2. Der im Straflager inhaftierte Kremlgegner Nawalny hat eine weitere Verschlechterung seines Gesundheitszustands beklagt./picture alliance, Pavel Golovkin
Polizisten bewachen einen Eingang des Straflagers IK-2. Der im Straflager inhaftierte Kremlgegner Nawalny hat eine weitere Verschlechterung seines Gesundheitszustands beklagt./picture alliance, Pavel Golovkin

Moskau – Der Gesundheitszustand des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat sich weiter verschlechtert. Der in einem russischen Straflager inhaftierte Oppositionelle erklärte gestern, er leide unter starkem Husten und Fieber. Seinen Hungerstreik für eine bessere medizinische Versorgung werde er aber trotz­dem fortsetzen.

Einem Medienbericht zufolge wurde Nawalny mittlerweile in die Krankenstation des Straflagers verlegt.
Nawalny schrieb gestern im Online-Netzwerk Instagram: „Ich zitiere die offiziellen Werte der heutigen Temperaturmessung: ‚Nawalny A.A., starker Husten, Temperatur 38,1 (Grad Celsius)‘. PS: Ich setzte mei­nen Hungerstreik natürlich fort.“

Die Zeitung Iswestija berichtete später, Nawalny sei wegen einer „Atemwegserkrankung“ und hohen Fie­bers in die Krankenstation verlegt worden. Dort seinen alle notwendigen Untersuchungen vorge­nommen worden, einschließlich eines Coronatests, schrieb die Zeitung unter Berufung auf die Gefäng­nisverwal­tung. Mitarbeiter Nawalnys bestätigten die Verlegung zunächst nicht.

Nawalny hatte seinen Hungerstreik am vergangenen Mittwoch begonnen. Er will damit nach eigenen Angaben erreichen, dass ihn ein Arzt besuchen darf, um ihn wegen starker Rückenschmerzen und eines Taubheitsgefühls in den Beinen zu behandeln. „Ich habe ein Recht darauf, dass ein Arzt zu mir kommt und dass ich Medikamente erhalte“, schrieb Nawalny am Mittwoch auf Instagram. Ein Gefängnisarzt habe ihm bisher nur Schmerzmittel verordnet.

Mitarbeiter Nawalnys hatten sich schon vor einigen Tagen besorgt über dessen Gesundheitszustand ge­zeigt. Der 44-Jährige leidet nach eigenen Angaben unter einem eingeklemmten Nerv im Rücken. Wegen unzureichender Behandlung drohe ihm deshalb der Verlust seines rechten Beins. Auch im linken Bein habe er allmählich kein Gefühl mehr.

Nach Angaben seiner Mitarbeiter hatte Nawalny schon vor seinem Hungerstreik in der Haft stark abge­nommen. Er verlor demnach seit seiner Ankunft in dem Straflager acht Kilogramm an Gewicht. Sein Team führte dies auf Schlafentzug zurück. Nawalny wird nach eigenen Angaben acht Mal pro Nacht von den Gefängniswärtern geweckt.

Die Gefängnisbehörde hatte Nawalnys Vorwürfe zurückgewiesen. Dieser erhalte „jegliche notwendige medizinische Hilfe“. Andere Häftlinge fühlten sich durch die nächtlichen Kontrollen zudem nicht gestört.

Nawalny, der als der größte innenpolitische Widersacher Putins gilt, war im August in Russland Opfer eines Giftanschlags geworden, für den er den russischen Geheimdienst und den Kreml verantwortlich macht. Er wurde nach Deutschland geflogen und in der Berliner Charité behandelt.

Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Moskau im Januar wurde Nawalny dann festgenommen. Im Feb­ruar wurde er in einem international kritisierten Verfahren wegen angeblicher Verstöße gegen seine Be­währungsauflagen zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Der Opposi­tionelle ist in der berüchtigten Strafkolonie Nr. 2 in der Kleinstadt Pokrow rund hundert Kilometer östlich von Moskau inhaftiert.

Die Ärztegewerkschaft Allianz der Ärzte kündigte für heute eine Protestaktion vor dem Straflager an. „Wir gehen dahin, um zu verstehen, was zum Teufel in dieser schrecklichen Kolonie los ist“, schrieb Gewerk­schaftschefin Anastasia Wasiljewa, die auch Nawalnys Ärztin ist, im Onlinedienst Twitter. Das russische Justizministerium hatte die Gewerkschaft im März als „ausländischer Agent“ eingestuft.

afp

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