Ausland

Nordkorea riegelt Grenzstadt nach Verdachtsfall ab

  • Montag, 27. Juli 2020
Kaesong, Nordkorea /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Naohiko Hatta
Kaesong, Nordkorea /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Naohiko Hatta

Seoul – Wegen eines ersten offiziellen Verdachtsfalls auf SARS-CoV-2 hat Nordkorea aus Furcht vor einer Katastrophe eine Großstadt komplett abgeriegelt. Trotz strengster epide­miologischer Abwehrmaßnahmen in den vergangenen sechs Monaten „könnte das bösar­ti­ge Virus in das Land eingeschleppt worden sein“, berichteten die Staatsmedien gestern.

Für die Region um die Grenzstadt Kaesong sei der Notstand verhängt worden. Die kom­mu­nistische Führung rief die höchste Alarmstufe aus. Sollte sich der Verdachtsfall bestä­tigen, wäre es der erste offizielle Infektionsfall mit SARS-CoV-2 in dem abgeschotteten Land.

Nordkorea hatte bisher nach eigenen Angaben keine einzige Infektion registriert und seine Abwehrmaßnahmen als „leuchtenden Erfolg“ beschrieben. Die Angaben wurden im Ausland bezweifelt. Die Krankheitssymptome wurden den Berichten zufolge bei einem „Ausreißer“ festgestellt, der am 19. Juli illegal die militärische Demarkationslinie zwi­schen Süd- und Nordkorea überquert habe. Die Person habe sich vor drei Jahren nach Südkorea abgesetzt und sei jetzt über die Grenze zurückgekehrt.

Für die Grenzüberschreitung innerhalb der vier Kilometer breiten und größtenteils noch verminten militärische Pufferzone gab es aus Südkorea zunächst keine Bestätigung. Süd­koreas Militär räumte aber nach Berichten der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap die Möglichkeit eines illegalen Grenzübertritts nach Nordkorea als hoch ein. Es liefen dazu Untersuchungen zu einigen Personen.

Nordkorea rief eigenen Angaben zufolge vorgestern wegen des Verdachtsfalls ein Dring­lichkeitstreffen des Politbüros der Arbeiterpartei unter Vorsitz von Machthaber Kim Jong Un ein. Die „gefährliche Situation in Kaesong könnte eine tödliche und zerstörerische Katastrophe auslösen“.

Kim habe bereits am vergangenen Freitag als vorbeugende Maßnahme angeordnet, „Kae­song vollständig zu blockieren und jeden Bezirk und die Region von anderen zu isolie­ren“, hieß es weiter. Die betroffene Person sowie alle Menschen in Kaesong, die mit ihr Kontakt gehabt hätten, seien unter Quarantäne gestellt worden.

Die zentrale Militärkommission der Partei soll demnach den „Ausreißerfall“ sowie das Verhalten der verantwortlichen Militäreinheit untersuchen und gegebenenfalls harte Strafe verhängen. In Kaesong leben nach Schätzungen etwa 300.000 Menschen.

dpa

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