Rauchverbote haben in Singapur Tausende Herzinfarkte verhindert

Singapur – Die strikten Rauchverbote, die in dem asiatischen Stadtstaat auch viele Außenbereiche umfassen, haben in Singapur vor allem viele ältere Menschen vor einem Herzinfarkt bewahrt, der zu den bekannten Folgen des Passivrauchens gehört. Dies geht aus einer Zeitreihenanalyse in BMJ Global Health (2023; DOI: 10.1136/bmjgh-2023-012339) hervor.
Seit 2003 haben mindestens 67 Länder gesetzliche Rauchverbote erlassen. In den meisten Ländern beschränken sie sich auf Innenräume von öffentlich zugänglichen Gebäuden.
In Singapur ist das Rauchen seit 2013 auch in allen Gemeinschaftsbereichen der Wohnblöcke verboten, in denen 80 % der Bevölkerung leben, ebenso in vielen Außenbereichen wie überdachten Verbindungswegen, Hochbrücken sowie im Umkreis von 5 Metern um Bushaltestellen. Die Verbote wurden 2016 auf alle Parks und 2017 auf alle Bildungseinrichtungen sowie auf den öffentlichen Nahverkehr ausgeweitet.
Ein Team um Joel Aik von der Nationalen Umweltbehörde des Landes hat die Auswirkungen der Verbote auf die Zahl der Herzinfarkte untersucht, die in Singapur in einem speziellen Patientenregister erfasst werden.
Während aktives Rauchen vor allem die Lungen schädigt, kann Passivrauchen auch einen Herzinfarkt triggern. Frühere Studien aus Neuseeland und den USA hatten gezeigt, dass die Rauchverbote hier relativ rasch zu einem spürbaren Rückgang führen.
Die Forscher aus Singapur können dies jetzt auch für den Stadtstaat mit etwa 5,4 Millionen Einwohnern zeigen. Als Messinstrument wählten sie eine „Interrupted Time Series Analysis“, die die Auswirkungen von Reformen auf den langfristigen Trend untersucht.
Der langfristige Trend war in Singapur in den Jahren 2010 bis 2019 eine langsam ansteigende Zahl von Herzinfarkten mit einer monatlichen Zunahme um 0,9 pro Million Menschen. Nach den ersten Rauchverboten von 2013 kam es zu einem Rückgang auf 0,6/Million.
Das zusätzliche Rauchverbot in Parks und anderen städtischen Räumen scheint dann den Anstieg wieder etwas beschleunigt zu haben. Seit das Rauchen auch in Bildungseinrichtungen und im Nahverkehr verboten ist, wurde der Trend wieder verlangsamt. Die Zahl der Herzinfarkte ist seither kaum noch gestiegen.
Über den gesamten Zeitraum sind nach den Berechnungen von Aik mehr als 20.000 Herzinfarkte weniger aufgetreten, als ohne die Rauchverbote zu erwarten waren. Dies ist eine beachtliche Zahl, da im gesamten Jahrzehnt nur 133.868 Herzinfarkte registriert wurden.
Die größte Schutzwirkung erzielten die Verbote bei den über 65-Jährigen, wo Aik zufolge ohne die Rauchverbote 19.591 zusätzliche Herzinfarkte aufgetreten wären. Bei den jüngeren Menschen wurden 1.325 Herzinfarkte vermieden.
Die Studie kann den Zusammenhang letztlich nicht beweisen. Eine „Interrupted Time Series Analysis“ gilt jedoch als die beste Methode, um Auswirkungen von Reformen auf gesellschaftliche Veränderungen zu untersuchen.
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