Ausland

Sorge um Flüchtlinge in Syrien und Jordanien

  • Dienstag, 15. August 2017

Beirut – Mehrere Hilfsorganisationen haben sich besorgt über die Lage von Flücht­lingen im Nordosten Syriens und an der Grenze zu Jordanien geäußert. Das Inter­nationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) beklagte gestern die „furchtbaren“ Lebens­bedingungen von rund 70.000 Flüchtlingen in den Provinzen Raka und Hassake. Die UN zeigte sich zugleich „zutiefst besorgt“ über die Sicherheit von 50.000 Zivilisten an der jordanischen Grenze.

Wie die IKRK-Sprecherin Ingy Sedky gestern nach einem Besuch in Flüchtlingslagern in den Provinzen Raka und Hassake berichtete, leben dort 70.000 Menschen in großer Not auf rund 40 Lager verteilt. Die meisten sind vor Kämpfen zwischen der Dschiha­distenmiliz Islamischer Staat (IS) und der syrischen Armee sowie kurdisch-arabischen Einheiten geflohen.

Temperaturen über 50 Grad

„Die Hälfte der Bewohner dieser Lager sind Kinder. Sie leben unter furchtbaren Bedingungen wegen der Hitze, da die Temperaturen tagsüber 50 Grad erreichen können“, sagte Sedky. „Die Zelte stehen buchstäblich in der Wüste. Für die Menschen dort sind Skorpione und Schlangen eine tägliche Gefahr.“ Oft hätten die Neuan­kömmlinge nicht einmal Zelte.

„Das Lager von Arischa in der Provinz Hassake befindet sich in einer ehemaligen Raffinerie“, sagte die IKRK-Sprecherin. „Sie können dort Kinder sehen, die mit giftigen Abfällen spielen, und verunreinigtes Wasser trinken und darin baden.“ In den meisten Lagern seien Ärzte nicht ständig vor Ort, auch fehle es überall an den einfachsten Medikamenten und sauberem Trinkwasser.

Die Kämpfe um die syrische IS-Hochburg Raka haben in den vergangenen Monaten zehntausende Menschen in die Flucht gezwungen. Die Stadt wird seit Wochen von einem kurdisch-arabischen Bündnis belagert. Währenddessen dringen die syrischen Regierungstruppen auf die Stadt Deir Essor vor, die zum Teil von der IS-Miliz kontrolliert wird.

Tausende auf der Flucht

Im Süden des Landes trieben unterdessen Kämpfe zwischen der Armee und Rebellen sowie Berichte über Luftangriffe zehntausende Zivilisten in die Flucht. Wie die UN in Amman mitteilte, sammelten sich 45.000 Menschen am syrisch-jordanischen Grenzübergang Rokbane, während 4.000 weitere am Übergang von Hadalat festsaßen.

Zwar gebe es noch keine Opfer zu beklagen, doch werde das Gebiet „zunehmend gefährlicher“, warnte die UN. Obwohl seit einem Monat in drei Provinzen im Süden Syriens eine von Russland, Jordanien und den USA vermittelte Waffenruhe gilt, gibt es in der Wüste von Suweida immer wieder Gefechte zwischen Rebellen und Regierungstruppen.

Während die Kämpfe im Nordosten und Süden die Zahl der Flüchtlinge ansteigen ließ, erlaubte der Rückgang der Gewalt im Nordwesten in den vergangenen Monaten hunderttausenden Flüchtlingen die Rückkehr in ihre Heimatorte. Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) mitteilte, kehrten in der ersten Jahreshälfte mehr als 600.000 Menschen zurück.

Demnach waren 84 Prozent Binnenvertriebene, während 16 Prozent aus Nachbar­ländern zurückkehrten. Rund 27 Prozent gaben als Grund für ihre Rückkehr an, ihren Besitz schützen zu wollen. 25 Prozent nannten die Verbesserung der Wirtschaftslage und elf Prozent die Verbesserung der Sicherheitsbedingungen in ihrem Heimatort.

14 Prozent gaben dagegen eine Verschlechterung der ökonomischen Situation an ihrem Zufluchtsort als Grund an und elf Prozent nannten soziokulturelle Probleme. Rund 67 Prozent der Vertriebenen kehrten in die Provinz Aleppo zurück, wo nach heftigen Gefechten vergangenes Jahr inzwischen die Gewalt zurückgegangen ist.

afp

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