Stechmücken-Epidemie in Pakistan

Islamabad – In der pakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa steigt infolge von Konflikten und Klimawandel die Fallzahl von Leishmaniose an. 2018 gab es nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden lediglich einige hundert Fälle, wie das pakistanische Nachrichtenportal Dawn kürzlich berichtete. Seither gingen die Fallzahlen in die Zehntausende.
Leishmaniose ist eine weltweit bei Mensch und Tier vorkommende Infektionskrankheit. Von Sandmücken übertragen, ist sie ohne Behandlung binnen zwei Jahren zu 100 Prozent tödlich. Wie Dawn weiter berichtet, werden in den 2022 von der Organisation Ärzte ohne Grenzen eingerichteten Behandlungszentren in der Provinz täglich durchschnittlich 300 bis 500 Patienten behandelt.
Nazma Habib, Expertin an der Universität Peshawar, erklärte: „Die Symptome treten Wochen bis Monate nach einem Sandmückenstich auf und entwickeln sich allmählich zu einem schmerzlosen roten Fleck an der Bissstelle.“ Die Übertragung durch die Mücken finde im Sommer statt. Durch die lange Inkubationszeit erreichten die Krankheitsfälle aber erst zwischen November und März ihren Höhepunkt.
Laut Experten treiben extreme Wetterschwankungen wie längere Dürren, Hitzewellen und Sturzfluten das Populationswachstum der Sandmücke voran. Konflikte erleichterten die Verbreitung des Erregers. Der jahrzehntelange Krieg im benachbarten Afghanistan hat zu einem Zustrom von Flüchtlingen geführt.
Hinzu kommen laut Experten Binnenvertreibungen, die durch den seit 20 Jahren andauernden Konflikt zwischen militanten Gruppen entlang der afghanisch-pakistanischen Grenze und dem Militär Pakistans ausgelöst wurden. Auch klimabedingte Bevölkerungsbewegungen trügen zur Verbreitung der Krankheit bei, da so Menschen aus endemischen Gebieten in nicht endemische Regionen kämen.
Leishmaniose gehört zu den 20 von Wissenschaft, Forschung und Pharmaindustrie vernachlässigten Tropenkrankheiten. Darunter sind nach Angaben der Hilfsorganisation Aktion Deutschland Hilft Dengue und Chikungunya, Flussblindheit, Darmwürmer, Lepra und Giftschlangenbisse. Die arme Bevölkerung ist von diesen Krankheiten überdurchschnittlich stark betroffen.
Sandmücken kommen inzwischen auch in Deutschland vor, vermutlich begünstigt durch den Klimawandel. Die meisten Leishmaniose-Fälle in Deutschland sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) aber eingeschleppt.
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