Sterberate durch Corona in Österreich kaum gestiegen

Wien – In der Coronakrise ist die Sterberate in Österreich laut Statistik bisher nur geringfügig gestiegen. Im März und April sei die altersstandardisierte Sterberate nur ein Prozent höher gewesen als im Durchschnitt des Vergleichszeitraums der Jahre 2015 bis 2019, teilte die Behörde Statistik Austria gestern mit.
Im März und April habe die Sterblichkeit mit einem Wert von 167,1 auf 100.000 Personen zwar etwas über dem Jahr 2019 gelegen (162,4 auf 100.000 Personen), aber unter den Zahlen der Jahre 2015 und 2018.
Die altersstandardisierte Sterberate berücksichtigt die Veränderung der Bevölkerungsstruktur, zum Beispiel indem sie den wachsenden Anteil der älteren Menschen einberechnet. Die Steigerung war den Angaben zufolge nur ein kurzzeitiger Effekt.
Zwar sei die Sterblichkeit mit Ausbruch der COVID-19-Krise Mitte März in Österreich spürbar angestiegen, so Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas. Nach einem Höhepunkt in der ersten April-Hälfte mit rund 16 Prozent mehr Sterbefällen als im Durchschnitt sei die Sterblichkeit aber wieder auf das Niveau der Vorjahre zurückgegangen.
In Deutschland lag die Übersterblichkeit laut vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts im gesamten Monat April bei etwa 8 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der vier Vorjahre.
Statistik Austria zufolge wurde im März und April bei 3,9 Prozent aller Todesfälle COVID-19 als Todesursache angegeben. Die Sterblichkeit der an COVID-19 erkrankten Männer war laut Behörde fast doppelt so hoch wie die der Frauen.
Angesichts steigender Fallzahlen aufgrund eines regionalen Clusters gilt seit gestern im Bundesland Oberösterreich wieder eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Außerdem werden die Gäste von Lokalen auf freiwilliger Basis gebeten, ihre Kontaktdaten zu hinterlassen.
Zudem will Österreich ein landesweites Corona-Ampelsystem einführen. In vier Farben von grün bis rot soll darin die Infektionslage auf Ebene der Bezirke (entsprechend etwa der Kreisebene in Deutschland) eingestuft werden.
Neben den Ansteckungszahlen sollen auch die Nachverfolgbarkeit der Fälle, die Testzahlen und die örtlichen Kapazitäten der Krankenhäuser eine Rolle spielen, erklärte der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in Wien. Ziel sei ein einheitliches Vorgehen, das trotzdem regionalen Handlungsspielraum zulasse. „Wir wollen uns österreichweite Maßnahmen so lange wie möglich ersparen“, so Kurz.
Zudem sollen die Screeningprogramme etwa in Risikobetrieben oder dem Tourismus verstärkt werden. Für die Nachverfolgung von Kontakten und die Überwachung verhängter Quarantänemaßnahmen will die Regierung außerdem 300 Soldaten und 500 Polizisten abstellen.
In Österreich gibt es aktuell rund 1.150 aktiv an COVID-19 Erkrankte, mit Abstand die meisten von ihnen in Oberösterreich und in Wien. 78 Patienten liegen in Krankenhäusern, zwölf von ihnen auf der Intensivstation.
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