Streit um Verbot von Maskenpflicht in Florida

Miami – Tausende Kinder in Florida haben sich in den Sommerferien mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Der republikanische Gouverneur des US-Bundesstaates hält Masken im Unterricht dennoch für überflüssig.
Und Ron DeSantis geht noch weiter: Sollten Schulen auf dem Mund-Nasen-Schutz bestehen, will er ihnen die Mittel streichen. Um das Maskentragen in Schulen ist in Florida kurz vor Ende der Ferien eine politische Kontroverse entbrannt.
„Die Eltern müssen sich zwischen der Gesundheit, dem Leben ihrer Kinder und der Rückkehr zur Schule entscheiden“, beschreiben Eltern behinderter Kinder in einer am vergangenen Freitag eingereichten Beschwerde an den Gouverneur das Dilemma.
Ende Juli haben sich laut dem Verband der US-Kinderärzte binnen einer Woche 72.000 Kinder und Jugendliche in den USA mit dem Coronavirus angesteckt. Das sind fünfmal so viele wie einen Monat zuvor. 20.000 Fälle entfallen offiziellen Angaben zufolge auf Florida. In keinem anderen Bundesstaat sind so viele Kinder wegen COVID-19 im Krankenhaus, vergangene Woche wurden mehr als 140 in Kliniken behandelt.
„In den vergangenen zwei oder drei Wochen haben wir hier in der Notaufnahme und auch in anderen Abteilungen des Krankenhauses definitiv einen Anstieg der Fälle festgestellt“, sagte der Arzt Marcos Mestre, medizinischer Leiter der Nicklaus-Kinderklinik in Miami. Nur etwa ein Prozent der Kinder, bei denen eine Infektion festgestellt wird, müsse ins Krankenhaus, sagt er. Bei übergewichtigen und zuckerkranken Kindern sei das Risiko allerdings höher.
Die nun vorherrschende Delta-Variante des Virus ist Studien zufolge die bisher ansteckendste. Ob sie auch schwerere Krankheitsverläufe verursacht, ist noch nicht abschließend geklärt. Sicher ist aber: Im Nordosten der Vereinigten Staaten, wo sehr viele Menschen geimpft sind, sind die Infektionsraten bei den Kindern am niedrigsten. Mit anderen Worten: Die Ansteckungsgefahr für Kinder ist dort am größten, wo die wenigsten Erwachsenen geimpft sind.
Wegen der hohen Infektiosität der Delta-Variante rät die US-Seuchenschutzbehörde CDC Schülern und Lehrern, Masken zu tragen – selbst wenn sie geimpft sind. Gouverneur DeSantis hingegen droht Schulen, die sich an diese Empfehlung halten, finanzielle Einbußen an.
Mehrere Schulbezirke kündigten bereits an, sich der Anordnung des Gouverneurs zu widersetzen. Der politische Kampf um die Maske ist inzwischen bis ins Weiße Haus gedrungen. „Wenn Sie uns schon nicht helfen wollen, dann stehen Sie uns wenigstens nicht im Weg“, rügte Präsident Joe Biden widerspenstige Gouverneure wie DeSantis.
Mobeen Rathore ist auf Infektionskrankheiten bei Kindern spezialisiert und warnt davor, COVID-19 bei Kindern zu verharmlosen. „Auch Kinder werden krank, müssen ins Krankenhaus und auf die Intensivstation. Manche sterben auch daran“, sagte er. Der Kinderarzt befürwortet Masken im Unterricht.
Langfristig müssten Kinder auch geimpft werden, sagt Rathore. Impfungen sind in den USA seit Mai bei Kindern ab zwölf Jahren möglich. Ein Impfstoff für Jüngere dürfte frühestens Ende des Jahres zugelassen werden.
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