Taliban rufen weibliches Gesundheitspersonal zur Arbeit

Kabul – Die militant-islamistischen Taliban in Aghanistan haben alle im öffentlichen Gesundheitssektor beschäftigten Frauen aufgefordert, ihre Arbeit wieder aufzunehmen.
Das Gesundheitsministerium weise alle weiblichen Mitarbeiter in der Hauptstadt und den Provinzen an, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, hieß es in einem Tweet des Taliban-Sprechers Sabiullah Mudschahid vom vergangenen Freitagabend. Der Ausübung ihrer Arbeit stehe nichts im Wege.
Es ist bisher weitgehend unklar, ob Frauen in Afghanistan mit der Machtübernahme der Taliban weiter ihren Berufen nachgehen können. Bislang gab es lediglich für den Gesundheits- und den Bildungsbereich konkretere Aussagen, dass Frauen wieder ihre Arbeit aufnehmen sollten.
Im Gesundheitsbereich hatte es zuletzt Berichte aus dem Norden des Landes gegeben, dass etwa Hebammen nicht mehr an Sitzungen mit männlichen Ärzten teilnehmen durften. Während der Taliban-Herrschaft 1996 bis 2001 durften Frauen nicht von männlichen Ärtzen behandelt werden, was ihre Gesundheitsversorgung massiv einschränkte.
In einer Pressekonferenz sagte der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid diese Woche, arbeitende Frauen sollten zuhause bleiben, bis es neue Regeln gebe. Ihre Gehälter würden sie dennoch erhalten.
Es war unklar, ob er nur von angestellten Frauen bei Regierungsbehörden sprach oder auch von privaten Firmen. Journalistinnen hatten in der vergangenen Woche berichtet, dass sie von Taliban-Kämpfern wieder nach Hause geschickt worden seien.
Unterdessen ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation die erste Hilfslieferung mit medizinischen Gütern seit der Machtübernahme der Taliban eingetroffen. Laut WHO landete ein Flugzeug mit 12,5 Tonnen an Medikamenten und medizinischen Hilfsgütern der WHO in der Stadt Masar-i-Scharif im Norden des Landes.
Mit den Vorräten könne der grundlegende Gesundheitsbedarf von mehr als 200.000 Menschen gedeckt, 3.500 chirurgische Eingriffe vorgenommen und 6.500 Traumapatienten behandelt werden. Die Vorräte liefere man sofort an 40 Gesundheitseinrichtungen in 29 der 34 Provinzen des Landes.
Das Flugzeug sei von der pakistanischen Regierung zur Verfügung gestellt worden, hieß es weiter. Angaben der pakistanischen staatlichen Fluggesellschaft Pakistan International Airways zufolge wurde ein Team mit pakistanischen Ingenieuren bereits vorab zum Zielflughafen geschickt, um den Betrieb zu ermöglichen. Aktuell ist der Inlandsflugverkehr in Afghanistan eingestellt und auch der Flughafen in Masar-i-Scharif eigentlich geschlossen.
Zwei weitere Flüge mit medizinischen Gütern sollen laut WHO noch folgen. Die WHO und das UN-Kinderhilfswerk Unicef hatten zuletzt gewarnt, dass die Versorgung von Millionen Afghanen mit Arzneimitteln und anderen wichtigen Gütern immer schwieriger werde.
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