Trump nimmt Corona-Briefings wieder auf

Washington – Angesichts deutlich steigender Infektionszahlen will US-Präsident Donald Trump nach knapp drei Monaten seine Pressekonferenzen in der Coronakrise wieder aufnehmen. Nach Angaben der Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, soll es bereits heute so weit sein. „Wir hatten sehr erfolgreiche Briefings“, sagte Trump gestern. Rekordzahlen an Zuschauern hätten seine Auftritte im Fernsehen verfolgt.
Mit den Pressekonferenzen, die er bis Ende April fast täglich abhielt, handelte sich Trump aber auch Kritik ein. Wegen schlechter Umfragewerte für sein Krisenmanagement bei weiterhin dramatischen Zuwächsen der Infektionszahlen dürfte Trump nun Tatendrang beweisen wollen – was auch an einem Tweet deutlich wurde.
Darin warb Trump für das Tragen von Masken in bestimmten Situationen während der Pandemie. „Wir sind vereint in unseren Bemühungen, das unsichtbare China-Virus zu besiegen“, twitterte Trump. „Und viele Menschen sagen, dass es patriotisch ist, eine Gesichtsmaske zu tragen, wenn man keine soziale Distanz wahren kann. Niemand ist patriotischer als ich, Euer Lieblings-Präsident!“
Dazu veröffentlichte Trump ein Foto, auf dem er mit einer Maske mit dem Präsidentensiegel zu sehen ist. Trump hat bislang bei kaum einem öffentlichen Auftritt eine Maske getragen. Ihm wird vorgeworfen, durch sein Auftreten ohne Mund-Nasen-Schutz ein schlechtes Vorbild in der anhaltenden Pandemie abzugeben. Bei einem Krankenhausbesuch am vorvergangenen Samstag hatte Trump dann eine Maske auf.
Sowohl der Masken-Tweet als auch die Rückkehr zu den Pressekonferenzen deuten darauf hin, dass Trump der wachsenden Kritik an seinem Krisenmanagement entgegentreten will. In einer am vergangenen Freitag veröffentlichten Befragung im Auftrag der Washington Post und des Senders ABC äußerten sich 60 Prozent negativ über Trumps Umgang mit der Pandemie.
38 Prozent befürworteten Trumps Vorgehen. Ende Mai hatten sich noch 53 Prozent negativ und 46 Prozent positiv geäußert. Im März hatte eine knappe Mehrheit (51 Prozent) Trumps Vorgehen noch gutgeheißen, 45 Prozent hatten es abgelehnt. Trump will sich bei der Wahl im November um eine zweite Amtszeit bewerben.
Die Zahl der täglich nachgewiesenen Neuinfektionen in den USA nehmen seit Längerem wieder deutlich zu. Derzeit werden weiterhin jeden Tag Zehntausende verzeichnet. Vorgestern registrierten die Forscher der Johns-Hopkins-Universität (JHU) knapp 62.000 neue Fälle. Der bisherige Rekord wurde am vergangenen Donnerstag mit mehr als 77.000 Neuansteckungen erreicht. Seit Beginn der Pandemie verzeichnete die JHU-Statistik rund 3,8 Millionen Fälle, mehr als 140.000 Menschen kamen infolge einer Infektion ums Leben.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: