Ausland

Türkisches Gesundheits­ministerium: Hinweise auf Einsatz von Sarin

  • Donnerstag, 6. April 2017

Istanbul – Eine Untersuchung der Opfer des mutmaßlichen Chemiewaffen-Einsatzes in Nordsyrien hat nach Angaben der türkischen Regierung Hinweise auf das Nervengas Sarin ergeben. Die ersten Analysen ließen darauf schließen, dass die Opfer des Luft­angriffs in Chan Scheichun am Dienstag dem chemischen Kampfstoff Sarin ausgesetzt gewesen seien, erklärte das türkische Gesundheitsministerium heute. Bei dem Angriff waren laut Aktivisten mindestens 86 Menschen getötet worden.

Laut dem Gesundheitsministerium wurden mehr als 30 Verletzte des Angriffs in der Tür­kei behandelt. Schon zuvor hatte der türkische Justizminister Bekir Bozdag von Hinwei­sen auf den Einsatz von Chemiewaffen bei dem Angriff gesprochen. Er machte die Trup­p­en von Machthaber Baschar al-Assad verantwortlich. Die Regierung in Damaskus wies aber jede Verantwortung zurück.

Außenminister Walid al-Muallem schloss sich der Darstellung des syrischen Verbünde­ten Russland an, wonach der Kampfstoff bei einem Luftangriff auf ein Lager der Rebel­len aus­trat, in dem sie Chemiewaffen für einen Einsatz im Irak lagerten. An welchem Kampf­stoff die Opfer in Chan Cheichun starben, war bisher unklar. Die Türkei hatte zuvor von Chlorgas gesprochen.

Sarin gehört anders als Chlorgas zu den chemischen Kampfstoffen, die unter die Verein­barung fallen, in der Damaskus im September 2013 auf Druck der USA zugesagt hatte, sämtliche Chemiewaffen unter Aufsicht der Organisation für das Verbot von Chemie­waffen (OPCW) außer Landes zu bringen und dort zu zerstören. Die Operation wurde im Januar 2016 offiziell abgeschlossen.

Die UNO-Flüchtlingshilfe hat unterdessen eine schlechte medizinische Versorgung in Syrien beklagt. „Über die Hälfte der Kliniken und Krankenstationen liegen in Trümmern oder mussten geschlossen werden“, sagte der neue Geschäftsführer Peter Ruhens­troth-Bauer in Bonn. Insgesamt seien elf Millionen Menschen auf medizinische Hilfe an­ge­wiesen. Die Versorgung mit Medikamenten sei stark eingeschränkt. Zudem fehle es an Personal und Ausrüstung, da die Infrastruktur in den umkämpften Gebieten weit­gehend zerstört sei.

dpa

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