Ausland

UNO warnt vor humanitärer Katastrophe nach einem Jahr Kämpfen im Sudan

  • Montag, 15. April 2024
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Marie-Helena Laurent
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Genf – Anlässlich des Beginns der Kämpfe im Sudan hat die Weltgesundheitsorga­ni­sation (WHO) vor einer Verschärfung der humanitären Lage in dem nordostafrikani­schen Land gewarnt. „Die Zeit läuft ab“ erklärte WHO-Sprecher Christian Lindmeier kürzlich in Genf.

Ohne ein Ende der Kämpfe und einem ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe werde sich die Krise in den kommenden Monaten dramatisch verschärfen – mit möglichen Auswirkungen auf die gesamte Region.

Angesichts eines Mangels an Personal, Medikamenten, Impf­stoffen und Ausrüstung warnte die WHO zudem vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems. Laut Lindmeier sind 70 bis 80 Prozent der Gesundheits­einrichtungen wegen der Kämpfe außer Betrieb. „Einige Regionen wie Darfur haben seit einem Jahr keine medizinischen Hilfsgüter mehr erhalten.“

Der Machtkampf zwischen den Truppen des sudanesischen Militärmachthabers Abdel Fattah al-Burhan und der RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo hatte am 15. April 2023 begonnen. Tausende Menschen wurden bislang getötet, mehr als acht Millionen weitere sind laut UN-Angaben auf der Flucht. Hilfsorganisationen haben wiederholt vor einer sich verschlimmernden humanitären Krise gewarnt.

Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) erklärte, der überwiegend ländlich geprägte Sudan steuere auf eine „beschleunigte Lebensmittelkrise“ zu. Für dieses Jahr werde vor allem für die Haupt­stadt Khartum sowie den Bundesstaat Al-Dschasira und die Regionen Darfur und Kordofan eine Hungersnot erwartet.

Die UN-Behörde verwies in diesem Zusammenhang auf die Unterbrechung von Produktions- und Lieferketten, schwindende Einkommen und eine steigende Inflation.

Laut der Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger sind im Sudan etwa 2,9 Millionen Kinder akut unterer­nährt. „Bereits jetzt sterben Kinder im Sudan an Mangelernährung“, sagte Geschäftsführer Jan Sebastian Friedrich-Rust. „Die internationale Gemeinschaft muss umgehend handeln und die dringend benötigte Hilfe bereitstellen. Ansonsten könnten in den kommen­den Monaten mehr als 220.000 Kinder sterben“, betonte er.

Zum Jahrestag des Beginns der blutigen Kämpfe findet heute in Paris eine von Frankreich, Deutschland und der EU organisierte internationale Geberkonferenz für den Sudan und die Nachbar­länder statt. Dabei sollen weitere Mittel zur Unterstützung der Krisenregion gesammelt werden.

Die sudanesische Regierung äußerte am vergangenen Freitag Kritik an der Veranstaltung. Das der Armee nahestehende Außenministerium nannte die Konferenz in einer Erklärung eine „eklatante Missachtung des Völkerrechts“ sowie „des Prinzips der staatlichen Souveränität“ des Sudans.

Zudem wurde die Neutralität des Treffens infrage gestellt, da „die legitime Regierung“ und ihre Armee „mit einer multinationalen Terrormiliz“ auf eine Stufe gestellt würden.

afp

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