Ausland

US-Behörde: Vogelgrippe mit moderatem Pandemiepotenzial

  • Montag, 12. August 2024
/Felipe Caparrós, stock.adobe.com
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Atlanta – Das in den USA vorkommende hochpathogene Vogelgrippevirus H5N1 (Klade 2.3.4.4b) geht einer Analyse von US-Behörden zufolge mit einem moderaten Pandemiepotenzial einher. Das Ergebnis ähnele da­mit Bewertungen von H5N1-Viren aus den vergangenen Jahren, heißt es in einem Report, den die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) Ende vergangener Woche veröffentlichten.

Nicht zu verwechseln ist diese Einschätzung mit der aktuellen H5N1-Risikobewertung für die Allgemeinbe­völkerung: Dieses wird von den CDC unverändert als gering eingeschätzt. Mit der nun veröffentlichten Bewer­tung gehen auch keine geänderten Verhaltensempfehlungen einher.

Für die neue Einstufung wurden Informationen bis zum 26. Juni berücksichtigt. Sie bezieht sich auf Erkennt­nis­se zu einem Virus, das bei einem Menschen in Texas nach Kontakt zu H5N1-infizierten Kühen isoliert wurde. Die zusätzlichen Infektionen bei Farmarbeitern im US-Bundesstaat Colorado aus dem Monat Juli – und damit der Großteil der bisher in den USA beim Menschen registrierten Fälle – sind noch nicht in die Analyse eingeflossen, wie die CDC erläutern.

Genutzt wurde das sogenannte Influenza Risk Assessment Tool (IRAT), mit dem verschiedene Eigenschaften von Influenza-A-Viren evaluiert werden. Es geht um Erreger, die bei Tieren und nicht von Mensch zu Mensch zirkulieren. Im Mittelpunkt stehen die Fragen, wie groß das Potenzial ist, dass ein Erreger die Fähigkeit zur Mensch-zu-Mensch-Übertragung erlangt und wie stark die Public-Health-Folgen in diesem Fall wären. Eine Pandemie lasse sich damit aber nicht vorhersagen, betonen die CDC.

Auch frühere H5N1-Bewertungen sahen moderates Risiko

Zu den Faktoren, die die Fachleute jeweils auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten, zählen unter anderem Krank­heitsschwere, Infektionen sowie Immunitätslage beim Menschen, antivirale Behandlungsoptionen, Genomanalysen, Übertragung im Tiermodell und die globale Verbreitung in Tieren. Daraus wird eine Gesamt­punktzahl errechnet.

Die vorhergehenden H5N1-Risikoeinstufungen stammten aus den Jahren 2022 und 2023 und hatten die je­weiligen Viren ebenfalls im Bereich des moderaten Risikos gesehen, der von 4,0 bis 7,9 Punkten reicht. Die nun für das Virus aus Texas ermittelten Punkte (5,79 für „Estimated Weighted Risk of Potential Emergence“ und 6,12 für „Estimated Weighted Risk of Potential Public Health Impact“) zeigen laut CDC, dass es sich immer noch um ähnliche Viren handle.

Man habe es immer noch hauptsächlich mit einem Tiergesundheitsthema zu tun. Fälle beim Menschen seien selten und meist nach engem ungeschützten Kontakt zu kranken oder toten Tieren aufgetreten. Seit April haben sich nach CDC-Angaben in den USA 13 Menschen nachweislich mit H5N1 infiziert. Die Zahl betroffener Kuhherden in 13 Bundesstaaten ist demnach auf rund 190 gestiegen, durch weitere Ausbrüche bei Geflügel seien mehr als 18 Millionen Vögel betroffen.

Wie das Virus sich bei Frettchen verhält

Die CDC informierten außerdem über Ergebnisse zu Krankheitsschwere und Verbreitung von H5N1 aus Versu­chen an Frettchen. Diese Tiere würden bei der Untersuchung von Influenzaviren häufig als Modell für den Menschen verwendet, da sie für die Infektion empfänglich seien und vergleichbare klinische Anzeichen auf­wiesen.

Die Frettchen wurden mit verschiedenen H5N1-Viren infiziert: mit dem Erreger eines Falles aus Michigan (genannt A/Michigan/90/2024) und dem eines Falles aus Texas (A/Texas/372024). Der Versuche habe gezeigt, dass der Michigan-Erreger weniger schwere Erkrankungen ausgelöst habe als der aus Texas, berichten die CDC.

Während das Texas-Virus bei allen infizierten Frettchen tödlich gewesen sei, sei keines der Frettchen gestor­ben, die mit dem anderen Virus infiziert wurden. „Diese Erkenntnis ist wichtig, da A/Michigan/90/2024 den derzeit zirkulierenden Viren ähnlicher ist als A/Texas/372024“, so die CDC. Beide Viren hätten eine ähnliche, wenig effiziente Fähigkeit gezeigt, sich durch Tröpfcheninfektion von Frettchen zu Frettchen zu verbreiten.

Die Sorge von Experten ist, dass sich das Virus in Zukunft besser an den Menschen anpasst. Das kann zum Beispiel passieren, wenn ein Tier oder ein Mensch gleichzeitig mit H5N1 und einem saisonalen Influenzavirus infiziert wäre und sich diese Viren mischen (Rekombination). Fachleute hatten auch vor dem Hintergrund in den vergangenen Wochen den Umgang der USA mit dem Ausbruch als zu zögerlich kritisiert. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete.

ggr

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