Ausland

USA: Vizeminister soll Gesundheitsbehörde CDC übernehmen

  • Freitag, 29. August 2025
Jim O'Neill (links), den das Weiße Haus als Interimsleiter der Gesundheitsbehörde CDC bestimmt hat, und US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Amy Rossetti
Jim O'Neill (links), den das Weiße Haus als Interimsleiter der Gesundheitsbehörde CDC bestimmt hat, und US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Amy Rossetti

Washington – US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hat Berichten zufolge einen Vertrauten an die Spitze der Gesundheitsbehörde CDC beordert. Zuvor war die erst vor wenigen Wochen zur Leiterin ernannte Susan Monarez nach einem Konflikt mit Kennedy entlassen worden.

Das Weiße Haus habe Kennedys Stellvertreter Jim O'Neill als Interimsleiter bestimmt, berichtete die Washington Post unter Berufung auf mit der Entscheidung vertraute Personen. Der Unternehmer ist nach Monarez erst die zweite Führungsperson der Behörde, die kein Arzt ist. Für eine dauerhafte CDC-Leitung ist die Zustimmung des Senats erforderlich.

Monarez hatte noch vorgestern per Anwalt mitgeteilt, dass sie nicht zurücktreten werde und nur von US-Präsident Donald Trump gekündigt werden könne. Daraufhin habe die Regierung ihre Anstellung beendet, sagte ein Sprecher des Weißen Hauses der Washington Post.

Ihren Anwälten zufolge hatte sich Monarez zuvor geweigert, Kennedys Forderungen nachzukommen, Experten ihrer Behörde zu entlassen und Anweisungen zum Thema Impfen durchzuwinken. Im Zuge der Entlassung von Monarez nahmen auch mehrere Führungskräfte der CDC ihren Hut. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete.

Verschiebung von Sitzung des Impfgremiums gefordert

Hintergrund des Konflikts um die CDC-Führung ist offenbar auch eine bevorstehende Sitzung des Impfgremiums Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) am 18. und 19. September. Es berät die CDC zu Impfempfehlungen. Dem Rat der Fachleute stimmte die Behörde in der Vergangenheit in der Regel zu.

Allerdings hat Kennedy vor wenigen Monaten sämtliche Mitglieder in einem beispiellosen Vorgang ausgetauscht, mehrere der Neuberufenen teilen seine Impfskepsis. Auf der ACIP-Agenda für das nächste Treffen stehen unter anderem Impfungen gegen COVID-19, Hepatitis B, MMRV und RSV.

Der republikanische Senator Bill Cassidy forderte nun eine Verschiebung dieser Sitzung. Er teilte mit, dass schwerwiegender Vorwürfe hinsichtlich der Tagesordnung, der Zusammensetzung und der mangelnden wissenschaftlichen Vorgehensweise der angekündigten Sitzung im September erhoben worden seien.

Da diese Entscheidungen direkte Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern hätten, solle die Sitzung erst nach einer gründlichen Überprüfung stattfinden, so Cassidy. Er ist Arzt und war in der Vergangenheit bereits mit Kennedy wegen dessen Falschbehauptungen über Impfungen aneinandergeraten.

„Sollte die Sitzung dennoch stattfinden, sollten alle Empfehlungen aufgrund der Schwere der Vorwürfe und der aktuellen Turbulenzen in der Führung der CDC als nicht legitim abgelehnt werden“, so Cassidy. Seine Stimme war für den Aufstieg Kennedys zum US-Gesundheitsminister entscheidend gewesen. Kennedy soll ihm damals Versprechungen gemacht haben, etwa Impfempfehlungen nicht anzutasten.

Sorge wegen Kennedys Untersuchung zu Autismus-Ursache

Neben Kennedys Einfluss auf Impfempfehlungen und -zulassungen fürchten Fachleute in den USA auch, dass er demnächst erneut Impfungen mit Autismus in Verbindung bringen könnte. Der Politiker hat angekündigt, dass man bis September eine Ursache für den Anstieg der Raten in den USA ausfindig gemacht haben werde, eine entsprechende Untersuchung läuft.

Diese hat auch zur Kündigung von CDC-Mitarbeitern kurz nach Monarez' Entlassung beigetragen. Einer von ihnen sagte der Washington Post: „Wir wurden gebeten, abgeschlossene Studien zu überarbeiten, zu überprüfen und zu ändern – wissenschaftliche Ergebnisse, die als Grundlage für Impfentscheidungen dienten.“

Kennedy gab unterdessen zu Protokoll, dass es viele Probleme bei der CDC gebe und es langfristig notwendig sein werde, einige Leute zu entlassen, „damit wir die institutionelle Kultur ändern können“. Er hatte der Behörde in der Vergangenheit unter anderem Korruption vorgeworfen.

dpa/ggr

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