Ausland

USA: Zuschüsse an Forschungs­einrichtungen gekürzt

  • Montag, 10. Februar 2025
/picture alliance, Sven Hoppe, dpa
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Washington – Die der US-Regierung unterstehenden Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) haben eine deut­liche Kürzung ihrer Zuschüsse an Universitäten und andere Forschungseinrichtungen angekündigt.

Die NIH teilten im Onlinedienst X mit, dass ihre Beiträge zu den indirekten Kosten von Forschungseinrichtungen um mehr als vier Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro) jährlich gekürzt würden. Zu diesen „indirekten“ Kosten zählen unter anderem Ausrüstung, Wartung und Verwaltung.

Die NIH deckeln nach eigenen Angaben künftig ihre Beiträge zu dieser Art von Kosten auf einen Anteil von 15 Prozent. Bisher habe der NIH-Anteil bei bis zu 60 Prozent gelegen. Diese Kürzung sei „wesentlich, um sicherzu­stellen, dass so viele Zuschüsse wie möglich in direkte Kosten der wissenschaftlichen Forschung fließen“, hieß es.

Wissenschaftler warnten jedoch vor verheerenden Wirkungen der Kürzungen etwa für die Forschungen zu Krebs, Alzheimer und Parkinson. Der frühere Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Havard, Jeffrey Flier, schrieb auf X, das Vorgehen der Regierung von Präsident Donald Trump sei darauf angelegt, „Institutionen, Forschern und der biomedizinischen Forschung zu schaden“.

Der Vorsitzende des Interessenverbandes der US-Forschungseinrichtungen (COGR), Matt Owens, nannte die Kür­zungen einen „bombensicheren Weg, um lebensrettende Forschung und Innovation zu lähmen“. Die Konkurren­ten der USA würden sich an dieser „selbst zugefügten Wunde ergötzen“. In einer der Nachrichtenagentur AFP übermittelten Erklärung appellierte Owens an die NIH, die Maßnahme zurückzunehmen, „bevor die Amerikaner ihre schädlichen Folgen zu spüren bekommen“.

Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), Patrick Cramer, sagte unterdessen dem Spiegel, Trump sende „Signale der Einschüchterung“ in die wissenschaftlichen Institute seines Landes. „Viele amerikanische Kolle­gin­nen und Kollegen sind verunsichert. Sie befürchten, dass vor allem die von Trump gewünschte Forschung ge­fördert werden soll und unliebsame Wissenschaftler, deren Arbeit nicht in sein Weltbild passt, mit Kürzungen rechnen müssen.“

Besonders unter Druck geraten seien die Klima- und Erdsystemforschung, die Geschlechterforschung und die Forschung zu Infektionskrankheiten, sagte Cramer. An den NIH würden neue Förderanträge derzeit gar nicht erst begutachtet, schon genehmigte Mittel lasse Trump einfrieren und auf ihre Themen hin überprüfen.

„Das ist ein klarer Verstoß gegen die Wissenschaftsfreiheit, denn die Themenwahl obliegt den Forschenden und nicht dem Weißen Haus“, sagte der MPG-Präsident.

Cramer erwartet, dass es als Folge des Kurses der Trump-Regierung einen Zustrom von Spitzenforschern aus den USA nach Deutschland geben wird. „Die USA sind ein neuer Talentpool für uns.“ Auf die jüngste Ausschreibung für die Leitung von Forschungsgruppen habe die MPG doppelt so viele Bewerbungen aus den USA erhalten wie im Jahr zuvor.

afp

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