Ausland

Weltweit haben immer mehr Menschen eine Sehschwäche

  • Freitag, 29. Dezember 2023
/Wira SHK, stock.adobe.com
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Guangzhou – Die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter mit einer Sehschwäche hat in den vergangenen Jahrzehnten weltweit drastisch zugenommen, ebenso wie die damit einhergehende Krankheitslast (Disability-Adjusted Life Years, DALYs). Das zeigt eine Analyse von Daten der Global Burden of Disease Study 2019, deren Ergebnisse in JAMA Ophthalmology präsentiert wurden (2023; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2023.5617)

„Eine Sehschwäche kann bei Personen im erwerbsfähigen Alter die allgemeine Gesundheit, aber auch die Beschäftigungsaussichten negativ beeinflussen. In der Konsequenz sinkt die wirtschaftliche Produktivität und das Armutsrisiko steigt an. Dennoch ist diese Population noch kaum untersucht worden“, schreiben die Auto­ren um Jianqi Chen vom State Key Laboratory of Ophthalmology an der Sun Yat-sen University in Guangzhou, China.

Die Forschungsgruppe um Chen analysierte Daten der Global Burden of Disease Study 2019. Die Analyse umfasst Personen im erwerbsfähigen Alter (15-64 Jahre) aus 204 Ländern und Territorien. Als Sehschwäche definiert war eine Sehschärfe unter 6/18 (20/60) oder ein Nahvisus unter 6/12 (20/40).

Mehr als 400 Millionen Menschen mit Sehschwäche

Der Global Burden of Disease Study zufolge wiesen 2019 weltweit schätzungsweise 437.539.484 Personen eine Sehschwäche auf. Davon waren 53,12 % Frauen und 46,88 % Männer. Dies entspricht einer Zunahme von 91,46 % im Vergleich zu 1990. Damals waren noch 228.530.964 Fälle von Sehschwäche gezählt worden.

Über diese 3 Jahrzehnte ist die Zahl der mit Sehschwäche assoziierten Disability-Adjusted Life Years (DALYs) – ein Maß für die Krankheitslast – von 7.601.852 auf 12.563.276 angestiegen. Wurden die Daten nach soziode­mografischem Index (SDI) in 5 Gruppen stratifiziert, zeigte sich, dass die Zunahme der DALYs in der untersten SDI-Gruppe am höchsten war– von 898.167 in 1990 auf 1.634.122 in 2019.

Regional war der größte Anstieg der Prävalenz in Osteuropa zu beobachten. Die geschätzte prozentuale Veränderung pro Jahr lag dort bei 0,10. Unter allen Ländern und Territorien hatte Nepal die höchste nationale Prävalenz von Sehschwäche mit 26.008 Fälle pro 100.000 Einwohnern in 2019, während im Südsudan die DALY-Rate mit 480 pro 100.000 Einwohnern am höchsten war.

In weniger entwickelten Ländern habe die Prävalenz von Sehschwäche zwar etwas abgenommen, berichten die Autoren. Dennoch zeigten die Ergebnisse, dass die Zahl der prävalenten Fälle weltweit beträchtlich zuge­nommen habe, mit erkennbar ungünstigen Mustern in entwickelten Regionen.

„Unsere Ergebnisse stützen die Vorstellung, dass Sehschwäche bei Personen im erwerbsfähigen Alter ein glo­bales Gesundheitsproblem darstellt. Ein besseres Verständnis der Epidemiologie könnte helfen, die Entwick­lung angemessener Maßnahmen zur Prävention und Behandlung sowohl aus medizinsicher als auch gesell­schaftlicher Perspektive voranzubringen“, schlussfolgern sie.

nec

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