WHO zeigt sich vor UN-Sicherheitsrat besorgt über Ebolaepidemie im Kongo

New York – In der Demokratischen Republik Kongo gibt es bislang 161 bestätigte und wahrscheinliche Fälle von Ebola und 106 Todesfälle. 45 Menschen haben die Erkrankung bisher überlebt, mehr als 13.700 Menschen wurden mit einer Ringimpfstrategie geimpft und 47 Menschen wurden mit Forschungstherapeutika behandelt. Diese Zahlen nannte der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, gestern bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York.
Der WHO-Chef erklärte, man habe die Einschätzung des Risikos der regionalen Streuung am vergangenen Freitag von „hoch“ auf „sehr hoch“ erhöht. „Wir sind sehr besorgt über das Potenzial, dass sich das Virus in Uganda, aber auch in Ruanda, im Südsudan und in Burundi ausbreiten kann“, so Ghebreyesus. Er sprach von einem kritischen Punkt des Ausbruchs. Es gebe zahlreiche Herausforderungen, vor der die WHO und die mehr als 200 Mitarbeiter vor Ort stünden, die von vier Zentren aus tätig sind.
Der WHO-Chef nannte unter anderem die bestehende Sicherheitslage. Häufigkeit und Intensität der Angriffe bewaffneter Gruppen in unmittelbarer Nähe von Beni nähmen zu. Infolge jüngster Angriffe, bei denen 21 Menschen ums Leben kamen, habe die WHO für mehrere Tage nicht arbeiten können. „Wir haben alle möglichen Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit des WHO-Personals zu gewährleisten, aber wenn wir mehr Personal vor Ort einsetzen, steigt das Risiko eines Unfalls oder einer Entführung, oder einer unserer Kollegen ist einfach zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagte er.
Ein weiteres Problem sei, dass es ein steigendes Misstrauen in der Bevölkerung gebe. „Eine kleine, aber bedeutende Anzahl von Menschen weigert sich, eine aktive Nachsorge durchzuführen oder sich in den Ebola-Behandlungseinheiten behandeln zu lassen“, so der WHO-Chef. Man versuche das Hindernis zu überwinden, indem man eng mit religiösen Führern, Jugend- und Frauengruppen sowie mit den Familien selbst zusammenarbeite.
Als Folge der Sicherheitslage und des Misstrauens erlebe die WHO derzeit die Ausbreitung von Ebola in rote Zonen und in Gebieten an der Grenze zu Uganda. „Die roten Zonen sind die Bereiche, die unzugänglich sind, weil sie von bewaffneten Gruppen besetzt sind. Diese Ausbreitung verlängert den langen Schwanz des Ausbruchs“, erklärte Ghebreyesus. Ende vergangener Woche hätte das Gesundheitsministerium der Demokratischen Republik Kongo über zwei Fälle aus der Gesundheitszone Tchomia berichtet, die sich sehr nahe der Grenze zu Uganda befinde.
Der WHO-Chef richtete sich gestern mit zwei Hauptanliegen an den UN-Sicherheitsrat. Er forderte die Regierungen auf, jeden Einfluss auf die Sicherheitslage auszuüben, den sie haben. „Die Sicherheitslage kommt dem Virus zugute – jede Beeinträchtigung der Reaktion ermöglicht eine ungehinderte Ausbreitung des Virus“. Darüber hinaus seien mehr Mittel notwendig. Von den 33 Millionen US-Dollar, die die WHO benötige, seien bisher aber lediglich acht Millionen US-Dollar zugesagt worden.
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