Gesundheit

Rauchstopp: Geld ist stärker als Nikotin

  • Mittwoch, 1. November 2017

Eine hohe Tabaksteuer hat sich als das wirksamste Mittel erwiesen, um Jugendliche vom Rauchen abzuhalten. Geld kann jedoch auch langjährige Raucher motivieren, das Rauchen aufzugeben. Dies zeigt eine randomisierte Studie am Boston Medical Center, die sich speziell an ärmere Patienten mit geringem Bildungsniveau wandte.

Den Rauchern der Klinik wurde zunächst eine Begleitperson, „Navigator“ genannt, zugeordnet. Sie beriet die Raucher zum Konzept der medikamentösen Raucher­entwöhnung und half ihnen bei der Umsetzung, etwa bei der Bestellung und der richtigen Anwendung der Nikotinpflaster.

Außerdem winkten den Teilnehmern 250 US-Dollar, wenn sie nach sechs Monaten in einem Cotinin-Test „clean“ waren. Weitere 500 US-Dollar konnten sie sich verdienen, wenn sie auch den zweiten Test nach sechs Monaten bestanden. Personen, die beim ersten Test durchgefallen waren, erhielten eine zweite Chance. Sie erhielten 250 US-Dollar, wenn sie den zweiten Cotinin-Test bestanden.

Die Ergebnisse sind auf den ersten Blick nicht überragend. Gerade einmal 10 Prozent waren nach sechs Monaten rauchfrei, nach zwölf Monaten konnte der Prozentsatz auf 12 Prozent verbessert werden. In der Kontrollgruppe, in der die Patienten nur Informationen zum Rauchstopp erhalten hatten und zur Nikotinersatztherapie aufgefordert wurden, hatten nach sechs Monaten weniger als 1 Prozent das Rauchen aufgegeben, nach zwölf Monaten waren es erst zwei Prozent. 

Besonders erfolgreich war das Programm bei den älteren Menschen, bei Frauen und Nichtweißen. Von den weißen Amerikanern ließ sich dagegen kein einziger auf die finanziellen Anreize ein. Der Grund ist nicht bekannt. Lasser vermutet, dass die Tatsache, dass alle Navigatoren schwarz waren, eine Rolle spielte. Möglich ist auch, dass die langsamere Metabolisierung von Nikotin bei Menschen afrikanischer Herkunft eine Rolle spielt. Diese sprächen eher auf eine Nikotinersatztherapie an, wie sie in der Studie verwendet wurde. Bupropion und Vareniclin, die bei schnellen Metabolisierern effektiver sind, wurden in der Studie relativ selten eingesetzt.

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung