Ärzte wollen Todesursache von 6.400 Jahre alter Mumie klären

Bad Oeynhausen – Die Todesursache einer rund 6.400 Jahre alten Kindermumie wollen Wissenschaftler im Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, klären. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen Computertomographie-Aufnahmen im Institut für Radiologie, Nuklearmedizin und molekulare Bildgebung unter der Leitung von Wolfgang Burchert. Die beteiligten Experten möchten wissen, ob das acht bis zehn Monate alte Baby an einem angeborenen Herzfehler verstorben sein könnte.
Vor rund fünf Jahren konnten Forscher die Kindermumie im Rahmen des „German Mummy Projects“ auf die Zeit 4.504 bis 4.457 vor Christus datieren. Von den jüngsten CT-Aufnahmen im Herz- und Diabeteszentrum erhoffen sich die Spezialisten Aufschluss darüber, ob das Baby möglicherweise an einem Vorhofseptumdefekt verstorben ist. „Der Vorhof- oder auch Atriumseptumdefekt ist eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen des Herzens“, erläutert der Kinderkardiologe Nikolaus Haas, Oberarzt im Kinderherzzentrum und Zentrum für angeborene Herzfehler des Herz- und Diabeteszentrums NRW, der die neuen Aufnahmen begutachten wird.
Allerdings sei die Erkrankung nicht lebensbedrohlich. Möglicherweise handele es sich aber um eine seltene Variante oder einen speziellen komplexen Herzfehler. „Damit könnten wir womöglich nachweisen, dass angeborene Defekte dieser Art keine Entwicklung jüngerer Jahrhunderte sind, sondern dass es sie vor Jahrtausenden bereits gab“, so Haas. Vielleicht können die Untersuchungen auch ans Tageslicht bringen, was bis heute ein Geheimnis ist: Ob es sich bei der Mumie um ein Mädchen oder einen Jungen handelt.
„Archäologisch- historische Forschung zeichnet sich heute durch interdisziplinäre Zusammenarbeit mit naturwissenschaftlichen Disziplinen aus. Auf diese Weise können wichtige Informationen zur Lebenswelt und Lebensweise der Menschen vergangener Kulturen gewonnen werden“, sagte der Leiter des Lippischen Landesmuseums Detmold, Michael Zelle.
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