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Anti-Rassismus: Kliniken für Gynäkologie bilden Allianz für Chancengleichheit

  • Dienstag, 12. März 2024
/Andrey Popov, stock.adobe.com
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Berlin/Hamburg – Bestehende Rassismen und Diskriminierungsrisiken in der Gesundheitsversorgung abzubauen – so lautet das Ziel des Projekts „Empowerment für Diversität“ der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Gynäkologie. Seit dem Projektauftakt vor etwa einem Jahr wurden bundesweit sieben Kliniken für Gynäkologie ausgewählt, die jetzt die ersten praktischen Maßnahmen umsetzen.

Eine der sieben offiziellen Empowermentpartner des Projekts ist die Klinik und Poliklinik für Gynäkologie am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in Hamburg. Sie wollen sich auf drei Handlungsfelder konzentrieren: Den Abbau von Barrieren, die Sensibilisierung von Mitarbeitenden und die Integration internationaler Pflegekräfte, berichtete Jasmin Bliesemann Coles, Projektkoordinatorin am UKE gestern bei einem Online-Fachtag zum Thema „Rassismus in der Gesundheitsversorgung“ anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus.

Der Abbau von Barrieren könne beispielsweise gelingen, indem man den Zugang für Hospitationen internationaler Studierender, Ärztinnen und Ärzte erleichtere. „Hier geht es vor allem um die mangelnde Transparenz von Bewerbungsprozessen“, erklärte Bliesemann. Auch eine Studie zur Behandlungsdauer bei Sprachbarrieren in der ambulanten Versorgung ist geplant, um den Mehraufwand zu dokumentieren und erstattet zu bekommen.

Darüber hinaus soll es Schulungen für Mitarbeitende zur Diversitätskompetenz geben, eine erweiterte Supervision für internationale Pflegekräfte, die ihre Anpassungsqualifizierung (APQ) durchführen und ein interprofessionelles Stationsmeeting („Diversity Dienstag“). Diese wöchentliche Fallbesprechung soll dazu dienen, komplexen Fällen von Patientinnen und Patienten aus eingewanderten Familien zeitlich gerecht zu werden.

Ob die Maßnahmen den erwarteten Mehrwert bringen werden, soll eine Evaluation zeigen. Mit Ergebnissen rechne man im Frühjahr 2025, so Bliesemann.

„Wir haben vor vielen Jahren die Carta der Vielfalt unterzeichnet. Es geht aber um mehr als nur Bekentnisse. Wir benötigen eine konkrete Agenda“, erläuterte Joachim Prölß, Direktor für Patienten- und Pflegemanagement und Vorstandsmitglied am UKE, die Projektvorhaben. Dazu zählen auch Beschwerde- und Meldestrukturen, das Empowerment der Betroffenen und ganz vorne weg ein Top-Down-Ansatz, den man am UKE bereits vertrete.

Schlechtere Versorgungsqualität für Menschen mit Migrationsgeschichte

„Studien der vergangen Jahrzehnte haben gezeigt, dass Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte verschiedene Barrieren in der Gesundheitsversorgung erleben“, betonte Tuğba Yalçınkaya, Projektkoordinatorin „Empowerment für Diversität“, Charité - Universitätsmedizin Berlin. Sie würden daher eine schlechtere Versorgungsqualität erhalten und hätten schlechtere Gesundheitschancen als Menschen ohne Migrations- und Fluchtgeschichte. Auch das Deutsche Ärzteblatt hatte darüber berichtet.

Der Fokus des Projekts „Empowerment für Diversität“ der Charité liege auf der Diskriminierung aufgrund der ethnischen beziehungsweise der zugeschriebenen ethnischen Herkunft und somit auf rassistischer Diskriminierung. Dabei verfolge man vor allem die institutionelle und interpersonale Ebene von Rassismen, Exklusionsmechanismen und intersektionale Diskriminierungsformen, erklärte Yalçınkaya den Ansatz.

Bei der Umsetzung der Maßnahmen der sieben Kliniken, die die Diversitätskompetenz stärken und eine rassismuskritische Professionalität entwickeln sollen, unterstützt das Projekt die sieben Kliniken mit bis zu 30.000 Euro pro Klinik. Die Kliniken müssen Eigenmittel in gleicher Höhe mit einbringen. Neben Hamburg (UKE) und Berlin (Charité) sind auch Kliniken für Gynäkologie in Bonn, Dresden, Leipzig, Lippe/Detmold und in Bergisch Gladbach (Bensberg) dabei.

„Ziel ist es, eine bundesweite Allianz aufzubauen. Daher wollen wir auch mit weiteren Akteurinnen und Akteuren im Gesundheitsbereich kooperieren und vernetzen uns mit politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern“, so Yalçınkaya.

gie

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