Arbeitsgemeinschaft soll Wissenschaftler bei Umgang mit Forschungssoftware unterstützen
Würzburg – Auf die Probleme, die sich aus dem Umgang mit Software in der Forschung ergeben können, hat die Arbeitsgemeinschaft „Digitale Werkzeuge – Software und Dienste“ der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen hingewiesen. An der AG beteiligt sind unter anderem die Max-Planck- und die Helmholtz-Gesellschaft, die Leopoldina und die Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
„Software ist heute ein wichtiger Baustein im Forschungskreislauf und ein kritischer Punkt. Fehler an dieser Stelle produzieren falsche Ergebnisse. Fehlende Informationen über die verwendete Software erschweren die Überprüfung und Reproduzierbarkeit von Studien“, erläuterte der Würzburger Bioinformatiker Konrad Förstner, einer der beiden Sprecher der AG.
Quellcode in der Regel nicht einsehbar
Ein Beispiel seien kommerzielle Softwareprodukte: „Bei diesen ist der Quellcode in der Regel nicht einsehbar. Man weiß also nicht genau, wie die jeweilige Software die Daten bearbeitet und interpretiert“, erklärte Förstner. Dazu komme, dass gängige Programme kaum noch in der Lage seien, die gewaltigen Datenmengen adäquat zu verarbeiten, die etwa ein moderner Hochdurchsatzsequenzierer produziere.
Anders sei dies im Fall von maßgeschneiderten Skripten, die ein Wissenschaftler für seine Arbeit selbst programmiere. Bei ihnen liege der Quellcode in der Regel offen. Trotzdem kann auch diese Softwarelösung laut Förster Probleme bereiten. „Wissenschaftler, die bestimmte Studienergebnisse überprüfen wollen, müssen dafür die gleiche Software verwenden wie die ursprünglichen Autoren“, erläuterte er. Die sei allerdings häufig nicht bereitgestellt und müsse erst mühselig besorgt werden. Besser sei es deshalb, wenn das jeweilige Skript gleich mit der Studie in der Fachzeitschrift veröffentlicht werde. Das sei heute allerdings selten der Fall.
Wie relevant dieses Thema sei, zeigt laut der AG die Tatsache, dass die DFG ein Programm „Nachhaltigkeit von Forschungssoftware“ ins Leben gerufen habe, das sehr viel Zuspruch und Anträge erhalte.
Deutschland liegt laut Förstner beim Thema Software für die Forschung „ziemlich weit zurück“. „Das fängt an bei befristeten Arbeitsverträgen, fehlendem Fachpersonal und einem hohen Zeitdruck – alles Aspekte, die eine professionelle und nachhaltige Softwareentwicklung erschweren“, hieß es aus der AG. Weitere große Probleme seien fehlende Finanzmittel für Qualifizierungsmaßnahmen, der Ausbau der technischen Infrastruktur und eine Förderung akademischer Forschungssoftware.
Laut der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen hat die AG jetzt vier Jahre Zeit, diese Probleme anzupacken. „Ich bin optimistisch, dass es uns in dieser Zeit gelingt, signifikante Verbesserungen zu erreichen“, so Förstner. Das liege auch im Interesse der gesamten Scientific Community, schließlich gehe es dabei in erster Linie um einen Punkt: Die Arbeit von Wissenschaftlern zu vereinfachen.
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