Hochschulen

Auf der Suche nach personalisierten Therapien gegen Depressionen

  • Montag, 28. November 2022
/Pormezz, stock.adobe.com
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Hannover – Ein nationaler Forschungsverbund unter Leitung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sucht nach Möglichkeiten, die Behandlung von Depressionen stärker als bisher auf die einzelnen Patienten zuzuschneiden.

Das Team um Helge Frieling, stellvertretender Leiter der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychia­trie und Psycho­therapie der MHH, will mit Hilfe von Biomarkern, Kernspintomografien, Hirnstrommessungen und Schlafdiag­nostik individualisierte Behandlungsansätze entwickeln.

Hintergrund des Projektes ist, dass vielen Depressiven mit den Standardtherapien nicht geholfen werden kann. „Das erste Antidepressivum, das im Rahmen einer Depressionstherapie verabreicht wird, wirkt beispiels­weise nur bei jedem vierten bis fünften Patienten. Und außerdem haben Antidepressiva häufig starke Neben­wirkungen“, erläuterte Frieling.

Statt wie bisher verschiedene Behandlungsverfahren auszuprobieren, soll es künftig möglich werden, schon zu Beginn der Depressionsbehandlung die für den Patienten optimale Therapie festzulegen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit dem Titel „Personalisierte, prädiktive, präzise und präventive Medizin zur Verbesserung der Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Prävention depressiver Erkrankungen“ (P4D) mit zehn Millionen Euro über fünf Jahre.

An dem Vorhaben beteiligen sich neben der MHH auch die Leibniz Universität Hannover, die Technische Uni­versität Braunschweig, die Universitäten Greifswald, Würzburg, Kiel und Frankfurt sowie das Fraunhofer Insti­tut für Toxikologie und Experimentelle Medizin, die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und das bayerische Unternehmen BioVariance.

Für P4D sollen rund 1.000 Patientinnen und Patienten an den fünf beteiligten Universitätskliniken in Hanno­ver, Kiel, Greifswald, Würzburg und Frankfurt rekrutiert werden.

„Wir erheben von allen Teilnehmenden Befun­de mithilfe von Kernspintomografie, Elektroenzephalografie und Schlafanalysen. Doch auch körperliche Untersuchungen, verschiedene Fragebögen und Blutproben werden ausgewertet“, so Frieling.

Dazu gehöre unter anderem eine Genomsequenzierung im Long-Read-Verfahren, das nahezu alle genetischen und epigenetischen Veränderungen zeige. Ein Teilprojekt des Forschungsverbunds widmet sich der Entwick­lung von Algorithmen, mit deren Hilfe die verschiedenen der Depression zugrundeliegenden Erkrankungen bestimmt werden sollen.

hil

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