Charité bildet Stipendiaten aus Saudi-Arabien zu Fachärzten aus
Berlin – Die Charité – Universitätsmedizin Berlin wird künftig jährlich zehn bis fünfzehn Stipendiaten aus Saudi-Arabien zu Fachärzten ausbilden. „Sie sind für die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens in Saudi-Arabien ein großer Gewinn. Zur Behandlung von Kranken und zum Aufbau neuer Strukturen brauchen wir dringend Fachpersonal mit sehr guten Kenntnissen“, sagte der Botschafter des Königreichs Saudi-Arabien in Deutschland Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi bei der Vertragsunterzeichnung gestern Abend in Berlin. Shobokshi ist ehemaliger Gesundheitsminister seines Landes und hat selbst in Deutschland seinen Facharzt gemacht.
Eine Kommission aus Charité-Medizinern und Vertretern des Königreichs Saudi-Arabien ermittelt für das Programm saudi-arabische Ärztinnen und Ärzte, die ihre Facharztweiterbildung in Berlin antreten werden. Im ersten Schritt erhalten Programmteilnehmer eine einjährige, medizinisch ausgerichtete Sprachausbildung. Am Ende des Programms steht die Facharztprüfung an der Ärztekammer Berlin.
Die Bundesregierung begrüßt das neue Weiterbildungsprogramm: „Das Bundesministerium für Gesundheit und das Auswärtige Amt haben intensiv an einer Lösung einiger offener Fragen gearbeitet und ich freue mich über den jetzt in enger Kooperation mit dem Königreich Saudi-Arabien erreichten Erfolg“, sagt Staatssekretär Lutz Stroppe aus dem Bundesministerium für Gesundheit.
Kritik an dem Programm kam dagegen vom Marburger Bund: „Bei der Vergabe von Stellen muss vor allem in Kliniken, die sich in öffentlicher Hand befinden, die Eignung, Befähigung und fachliche Leistung des Bewerbers den Ausschlag geben und nicht die Höhe des Stipendiums und anderer Prämien, die das Heimatland beizusteuern bereit ist“, kritisierte MB-Hauptgeschäftsführer Armin Ehl. Der MB halte es „für absolut untragbar, dass sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse von Ärzten an den Meistbietenden regelrecht verkauft werden“, so Ehl.
Den akademischen Austausch beider Länder betonte dagegen Joachim Seybold, Programmverantwortlicher und stellvertretender ärztlicher Direktor der Charité. „Es ist nicht nur eine hochspezialisierte Ausbildung, die die angehenden Fachärzte hier erhalten. Langfristig werden die Beziehungen zwischen der Charité und den bei uns ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen erhalten bleiben“, sagte er.
Saudi-Arabien benötigt dringend Fachärzte: Das Land steht vor großen Herausforderungen im Gesundheitssystem, allein im vergangenen Jahr hat das Königreich 26 Krankenhäuser eröffnet, weitere 117 werden derzeit gebaut.
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